Ozeanversauerung:Korallen-Power

Weil die Ozeane versauern, könnten einige Lebewesen Probleme bekommen, Kalk für ihre Skelette zu gewinnen. Manche Korrallen haben aber einen Ausweg gefunden: Sie heben den pH-Wert des Wassers intern einfach an.

Von Christopher Schrader

Manche Meeresbewohner können sich offenbar aktiv gegen die Versauerung des Ozeans wehren. So schaffen es Steinkorallen der Gattung Porites, in ihrem Inneren den pH-Wert des Wassers deutlich anzuheben, um ungestört Skelette aufzubauen, stellen Forscher aus Australien fest ( PNAS, online). Weil die Ozeane im Rahmen des Klimawandels immer mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen, sinkt ihr pH-Wert. Das Wasser ist immer noch leicht basisch mit Werten um 8,0; in diesem Jahrhundert könnten sie aber um 0,4 Einheiten sinken. Dann dürften manche Meereslebewesen Probleme bekommen, Kalk aus dem Wasser für ihre Skelette oder Schalen zu gewinnen. Die Porites-cylindrica-Korallen, die das Team im Great Barrier Reef untersucht hat, sind aber Schlimmeres gewohnt: In ihrem Habitat schwankt der Wert ständig zwischen 7,7 und 8,3. Die Lebewesen heben ihn intern mit sogenannten Ionentransport-Molekülen auf 8,4 bis 8,6. Die Forscher pflanzten einige Korallen in durchsichtige Tunnel um, wo das Team den pH-Gehalt des Wassers gezielt senkte, ohne dabei die natürliche Variation abzustellen. Im Vergleich zu Kontroll-Organismen zeigte sich dabei kaum ein Unterschied; die Skelette wurden unter den gleichen Verhältnissen aufgebaut, waren gleich lang und fast gleich dicht.

© SZ vom 06.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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