Neues aus der Steinzeit:Abgeschnittene Ohren, eingeschlagene Schädel

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Besonders fein ging es bei den Steinzeitmenschen nicht zu. Am rätselhaften Mammutsterben waren die rabiaten Höhlenbewohner aber nicht schuld, fanden Forscher jetzt heraus.

Prügeleien sind unter unseren Vorfahren nicht selten gewesen. Britische Wissenschaftler untersuchten 350 Schädel aus der Jungsteinzeit (zwischen 4000 und 3200 vor Christus) und stellten fest: jeder vierzehnte Höhlenmensch-Schädel wies eine Kopfwunde auf und es gab sogar "einige Hinweise, dass Ohren abgeschnitten wurden", berichtete das Wissenschaftsmagazin New Scientist.

Zwei von drei der Attackierten scheinen die Verletzungen überlebt zu haben. Die Wunden nach den Kopfschlägen verheilten wieder. "Die Verletzungen wurden vor allem durch stumpfe Objekte verursacht, auch wenn einige der Schädel offenbar Schläge von Steinäxten erhielten", berichteten die Archäologen Rick Schulting von der Universität von Belfast und Mick Wysocki von der Universität von Central Lancashire.

Trotz der brutalen Umgangsformen unter den Steinzeitmenschen - am rätselhaften Aussterben der Mammuts und Urwildpferde sind die prügelnden Höhlenbewohner wohl nicht allein schuld gewesen, will ein Wissenschaftler herausgefunden haben.

Tödliches Klima

Dale Guthrie von der University of Alaska in Fairbanks bestimmte das genaue Alter von mehr als 600 Knochenresten von fünf Großsäugern aus Alaska und dem angrenzenden Yukon-Territorium. Der neuen Untersuchung zufolge haben Klimaveränderungen wie die stetige Erhöhung der Durchschnittstemperatur und die folgenden ökologischen Veränderungen das bislang rätselhafte Massensterben in der prähistorischen Tierwelt zumindest mitverursacht.

Damit widerlegte Guthrie einige Hypothesen in der umstrittenen Frage, weshalb die Urtiere um 9000 vor Christus plötzlich massenhaft starben. Nach der "Keystone"-Hypothese etwa führte die Jagd des Menschen auf die grasenden Mammuts dazu, dass die Vegetation sich änderte und nachfolgend dann auch andere Tierarten wie die Urpferde ausstarben. Tatsächlich aber nahm die Zahl der Urpferde wahrscheinlich schon gut ein Jahrtausend vor dem Rückgang der Mammut-Populationen ab.

Auch die "Blitzkrieg-Hypothese", nach der die Ankunft des Menschen in Amerika und ihre Jagd auf die Tiere ein plötzliches Verschwinden der Tiere verursachte, wird durch die neuen Daten nicht bestätigt.

Der Mensch könne einen Anteil haben an ihrem Verschwinden in Alaska und dem Yukon-Territorium, wohl aber kaum allein dafür verantwortlich sein, schreibt Guthrie. Die frühen Steinzeitmenschen sind damit entlastet. Die Jagdlust der Menschen wurde den Mammuts weniger zum Verhängnis als das warme Wetter.

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