Neuer Ahn:Menschheit älter als gedacht?

Der Tschad-Mann dürfte dem Menschen näher gestanden haben als den afrikanischen Menschenaffen. Er lebte vor sieben Millionen Jahren - und ging bereits aufrecht.

Von Katharina Grund

Der älteste bekannte Vorfahr des Menschen ist womöglich ein Mann, der vor etwa sieben Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Tschad lebte. Damit stünde die Wiege der Menschheit nicht, wie bislang vermutet, in Ostafrika, sondern mehr als 2000 Kilometer westlich des afrikanischen Grabenbruchs.

Der rekonstruierte Schädel des Sahelanthropus tchadensis. (Foto: Foto: AP/MPFT)

Der älteste Vorfahr dürfte zudem 3,5 Millionen Jahre früher gelebt haben als bisher angenommen. Dies belegen Fossilienfunde einer französisch-schweizerischen Forschergruppe (Nature, Bd.434, S.752, 2005).

Im Tschad hatten sie zwei Unterkieferknochen und einen Backenzahn des Sahelanthropus tchadensis gefunden, einer Hominidenart, von der bereits im Jahr 2001 Überreste entdeckt worden waren.

Bislang zählten die Forscher Toumai, so der Spitzname des Fundstücks, zu den großen Affen; eine genaue Einordnung hatte der stark zerstörte Schädel nicht erlaubt. Jetzt haben die Forscher den Schädel rekonstruiert.

Zusammen mit den jüngsten Funden ergab sich ein Bild, das die Stellung Toumais im Stammbaum der Menschheit korrigiert. Details wie Orientierung der Augenhöhlen oder Größe der Zahnkrone bestätigten eine Vermutung: Der Tschad-Mann dürfte dem Menschen näher gestanden haben als den afrikanischen Menschenaffen.

Offenbar ging er bereits aufrecht und lebte in einer Zeit, als sich der Stammbaum der Affen von dem der Menschenartigen trennte. Ist Toumai mit seinen sieben Millionen Jahren nun ein Konkurrent für die Vorzeit-Dame Lucy als derzeit ältester Vorfahr?

Da jeder Fund mehr Fragen aufwerfe als beantworte, sei diese Vermutung mit Vorsicht zu genießen, meint der Mainzer Anthropologe Kurt Alt.

© SZ vom 7.4.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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