Neue Messungen:Rekordschmelze in der Arktis

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Schon Wochen vor Ende des arktischen Sommers ist das Packeis so stark geschmolzen, wie nie zuvor, warnen amerikanische Wissenschaftler.

Gleich vier verschiedene Forscherteams haben sich in den vergangenen Tagen neue Einschätzungen zur Schmelze des Arktiseises vorgelegt und kommen mehr oder weniger zum selben Schluss: Die Situation am Nordpol ist drastisch und besorgniserregend.

Am lautesten schlugen Wissenschaftler von der University of Illinois Alarm: In der Arktis gebe es so wenig Meereis wie nie seit Beginn der Satellitenmessungen 1979, berichteten die Experten in der Online-Publikation The Cryosphert Today. Das Abschmelzen sei "dramatisch" und betreffe außergewöhnlicherweise die gesamte Arktis - und nicht wie andere Jahre - nur die Beringsee, den Nordatlantik oder die Beaufortsee.

Und: Die Tiefstände wurden 30 Tage früher erreicht, als sonst im Jahresverlauf üblich. Damit könnte das Meereis zum Ende des Arktischen Sommers sogar noch weiter zurückgehen, vermuten die Forscher. Den bisherigen Minus-Rekord hatte das arktische Meereis im Sommer 2005 erreicht.

Das Nationale Schnee- und Eiszentrum in Boulder im US- Bundesstaat Colorado, benutzt ein anderes Messsystem und berichtete noch nicht von einem Rekord. Allerdings sei es fast sicher, dass die Arktis im September mehr offenes Wasser haben werde als seit langer Zeit, schätzte die Einrichtung ein.

Neue Satellitenbilder

"Wir steuern auf einen neuen Minimalwert zu", sagte auch der Hamburger Physiker Lars Kaleschke. Er bezog sich auf neue Satellitenbilder des Zentrums für Marine- und Atmosphärische Wissenschaften (ZMAW) der Universität Hamburg. Sie zeigen, dass inzwischen weite Teile der Sibirischen See sowie der Nordwestpassage eisfrei sind.

Im Juli wiesen laut Kaleschke nur noch fünf Millionen Quadratkilometer des Arktischen Ozeans Eis auf, zehn Jahre zuvor waren es rund 6,5 Millionen Quadratkilometer. Der Hamburger Wissenschaftler schließt nicht aus, dass zum Ende des Sommers lediglich noch 3,5 Millionen Quadratkilometer des Arktischen Ozeans mit Eis bedeckt sein werden.

Sein Kollege Frank Böttcher vom Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation sagte: "Was wir jetzt erleben, ist besorgniserregend."

Eine britische Studie, die in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde, prognostiziert, dass sich die Schmelze fortsetzen werde. Ab 2009 erwarten die Forscher neue Höchststände. Dabei sind sich alle Experten einig, dass die Erwärmung des Nordpols neben natürlichen Gegebenheiten auf den Klimawandel zurückgeht.

© sueddeutsche.de/dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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