Navigationssystem:Galileo mit Übergewicht

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Das europäische Satellitennavigationssystem wird möglicherweise teurer als geplant. Der Grund: Erhöhte Anforderungen an die Zuverlässigkeit.

Thomas Bührke

Die Inbetriebnahme des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo steckt möglicherweise in Schwierigkeiten. Einer Meldung der Financial Times Deutschland zufolge werden die für das Ortungssystem nötigen Satelliten schwerer als geplant. Ursache sollen erhöhte Anforderungen an die Zuverlässigkeit sein.

Die endgültige Gestalt der Satelliten ist noch in Arbeit. (Foto: Grafik: AFP/Esa)

Sollte das geplante Gewicht jedoch überschritten werden, so wären mehr Raketenstarts nötig, um die letztlich 30 Orbiter im Weltraum zu platzieren. Das würde die Gesamtkosten für das Vorhaben, die zurzeit auf 3,4 Milliarden Euro geschätzt werden, deutlich erhöhen.

Derzeit läuft die Ausschreibung für den Bau der Galileo-Satelliten. Um den Auftrag bewerben sich das Unternehmen EADS Astrium sowie der Bremer Konzern OHB. Ingo Engeln, Galileo-Projektleiter bei OHB, streitet die Probleme ab. Die endgültige Gestalt der Satelliten sei zwar noch in Arbeit, "aber aus unserer Sicht besteht kein Problem darin, das in der Ausschreibung vorgegebene Höchstgewicht von 730 Kilogramm einzuhalten", sagt Engeln.

Der Konkurrent EADS Astrium will zu diesem Thema keine Stellung beziehen, solange das Ausschreibungsverfahren noch laufe, erklärte der Präsident des Geschäftsbereichs Weltraumtransport, Evert Dudok auf Anfrage.

In Fachkreisen ist gleichzeitig zu hören, die Trägerrakete Ariane 5 sei nicht in der Lage, wie vorgesehen pro Flug vier Galileo-Satelliten ins All zu befördern, sondern nur drei. Dem widerspricht jedoch der Sprecher der Betreibergesellschaft Arianespace, Franz-Peter Spaunhorst: "Wenn die Satelliten den Anforderungen der Ausschreibung genügen, dann werden wir die Satelliten auch zu dem genannten Preis von 700 Millionen Euro in ihre Umlaufbahnen bringen."

Für Arianespace ist der Galileo-Transport ein dicker Posten im Auftragsbuch. Die Satelliten sollen mit der Ariane 5 und russischen Sojus-Raketen von Kourou in Französisch-Guayana ins All befördert werden. Nach derzeitigen Planungen würde die Ariane je vier und die Sojus je zwei Satelliten tragen.

Da ein Start der Ariane 5 um die 120 Millionen Euro kostet, würde schon ein zusätzlicher Start die Gesamtkosten für das europäische Konkurrenzsystem zu GPS in die Höhe treiben. Verläuft hingegen alles nach Plan, dann wird Galileo Ende 2013 einsatzbereit sein.

© SZ vom 21.10.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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