Naturschauspiel:Die Sonne über Manhattan

(Foto: Eduardo Munoz/Reuters)

An vier Tagen im Jahr sieht es in Manhattan aus, als handele es sich um ein modernes Stonehenge. Die Sonne geht dann exakt in der Blickachse der Ost-West-Straßen unter.

Von Christian Gschwendtner

Manchmal ist der Name einer Entdeckung genauso wichtig wie die Entdeckung selbst. Das Sonnenschauspiel, das an vier Tagen im Jahr in New York stattfindet, ist dafür das beste Beispiel. Immer drei Wochen vor und drei Wochen nach dem Sommeranfang geht hier die Sonne jeweils an zwei Tagen genau in der Blickachse der Ost-West-Straßen unter.

Eigentlich keine große Überraschung, weil die Sonne bekanntlich nicht immer am gleichen Punkt verschwindet, sondern zwischen den Wendekreisen hin- und herwandert. In Manhattan sieht diese Wanderung an vier Tagen aber besonders spektakulär aus. Der Grund ist das rechtwinkelig angelegte Straßensystem, das bei manchen Sonnenuntergängen für einen ansehnlichen Symmetrieeffekt sorgt. Nur fiel das jahrhundertelang niemandem so richtig auf. Bekannt wurde das Phänomen erst, als der Astronom Neil deGrasse Tyson 2002 dafür den Namen "Manhattenhenge" erfand.

Dahinter verbirgt sich eine wenig versteckte Anspielung an die berühmten Steine von Stonehenge, zwischen denen am Tag der Sommersonnenwende die Sonne aufgeht. Was Tyson weniger betont: Die Straßenraster von Baltimore, Chicago oder Montreal sorgen für den gleichen malerischen Effekt. Manche Beobachter sprechen deshalb statt dem "Manhattenhenge" lieber von einem "Instagram-Feiertag".

© SZ vom 01.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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