Menschheitsgeschichte:Klein aber oho

Das Hirn des Frühmenschen Homo naledi ist viel kleiner als das des Homo sapiens. Doch seine Struktur ist erstaunlich hoch entwickelt und deutet auf die Fähigkeit zu Sprache und Werkzeuggebrauch sowie auf soziale und emotionale Intelligenz hin.

Von Sophie Rotgeri

Der Frühmensch Homo naledi hatte ein extrem kleines Gehirn, das aber schon erstaunlich weit entwickelt war, wie Archäologen im Fachjournal PNAS berichten. Die Wissenschaftler untersuchten sieben fossile Schädelfragmente, auf denen das Gehirn Abdrücke hinterlassen hatte. Der Frühmensch besaß demnach ein Gehirn, dessen Anatomie der des modernen Menschen schon erstaunlich ähnlich war. Von der Größe her entspricht es mit einem Volumen von nur 460 bis 550 Millilitern dagegen eher dem Hirn eines Australopithecus, einer Gattung, die vor vier bis zwei Millionen Jahren unterwegs war. Der Homo naledi lebte aber erst vor etwa 300 000 Jahren und damit womöglich gleichzeitig mit Homo sapiens. Er hatte einen recht modernen Körper mit langen Beinen. Seine Hände eigneten sich, um Werkzeuge zu schaffen und seine Zähne lassen auf eine hochwertige Ernährung schließen. Die modernen Strukturen im Gehirn des Homo naledi sind eng verknüpft mit der Fähigkeit zur Sprache, sowie mit sozialer und emotionaler Intelligenz. Das wiederum bedeutet nach Ansicht der Wissenschaftler, dass die Größe des Gehirns bei der Evolution des Menschen weniger wichtig war, als bisher gedacht.

© SZ vom 16.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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