Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an die US-Forscher Mario Capecchi und Oliver Smithies sowie an den Briten Martin J. Evans. Sie erhalten die Auszeichnung für ihre Technik, in Versuchsmäusen gezielt Gene auszuschalten, um deren Funktion zu untersuchen. Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit.
Inzwischen gibt es viele Tausend solcher "Knock-Out-Mäuse". Allein 500 solcher Mäusestämme wurden gezielt menschliche Krankheiten wie etwa die Blutkrankheit Thalassämie oder Mukoviszidose eingebaut.
Capecchi (Universität von Utah in Salt Lake City) und Smithies (Universität von North Carolina in Chapel Hill) hatten gezeigt, wie gesunde Gene verändert werden, indem man defekte Genschnipsel in die Zelle spritzt. Das gelang aber nur an einzelnen Zellen.
Evans von der britischen Universität Cardiff fand heraus, wie sich mit Hilfe embryonaler Stammzellen neue Gene in Mäuse schleusen lassen. Die Kombination dieser Methoden schuf genveränderte Mäuse, die zum Beispiel bestimmte Erbkrankheiten des Menschen bekommen.
"Damit war es erstmals möglich, zielgerichtet im Genom eines Säugers ganz spezifisch Gene auszuschalten", sagte der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Peter Gruss.
Die Technik erlaubt Wissenschaftlern Rückschlüsse auf Krankheiten wie Diabetes, Herz- und Krebsleiden. Das Nobelpreiskomitee erklärte, dass die Errungenschaften der Wissenschaftler dabei geholfen hätten, "zahlreiche Gene der embryonalen Entwicklung, der Physiologie von Erwachsenen, des Alterns und von Krankheiten" besser zu verstehen.
"Dies ist ohne Zweifel einer der am meisten verdienten Preise", sagte die Präsidentin der Nobelversammlung, Erna Möller. Nils Brose, Direktor des Max-Planck-Instituts für Experimentelle Medizin in Göttingen ist sicher: "Die Technik hat die Forschung revolutioniert."
Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist in diesem Jahr mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro (10 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert. Sie wird am 10. Dezember, Nobels Todestag, verliehen.