Mechanismus von Antikythera:Uhrwerk Olympia

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Der uralte Rechenapparat von Antikythera diente zur Vorhersage von Sonnen- und Mondfinsternissen - und zeigte die Zyklen von Gestirnen und sportlichen Wettkämpfen.

Mark Hammer

Zwei Jahrtausende lagen die Überreste des Mechanismus von Antikythera am Meeresgrund neben der gleichnamigen griechischen Insel im Wrack eines römischen Frachters.

Das zentrale Fragment des Mechanismus. (Foto: Foto: Antik. Mech. Research Project)

Im Jahr 1900 entdeckten Schwammtaucher das Schiff, im Jahr darauf wurden die verwitterten Bronzeklumpen des Mechanismus geborgen. Das antike Wunderwerk diente zur Vorhersage von Sonnen-, Mond- und Planetenbewegungen sowie von Sonnen- und Mondfinsternissen.

Nun sind neue Schriftzeichen aufgetaucht, die unter der Patina verborgen waren. Wissenschaftler eines internationalen Forschungsprojekts haben sie mit Tomografen sichtbar gemacht ( Nature, Bd.454, S.614, 2008).

Auf den Scheiben des Mechanismus sind demnach nicht nur die Bewegungen der Gestirne abgebildet, sondern auch der Vier-Jahres-Zyklus der olympischen Spiele und der mit ihnen zusammenhängenden panhellenischen Spiele.

Die Spiele waren ein wichtiger Bestandteil der Kultur im antiken Griechenland und stellten eine Grundlage für Zeitrechnungen dar. Auch zum möglichen Ursprungsort des Mechanismus fanden die Forscher neue Hinweise. Bisher hatte man angenommen, dass das Gerät aus Rhodos stammt.

Nun entdeckten die Forscher auf einer Scheibe korinthische Namen der zwölf Monate. Die Scheibe zeigt den Metonischen Kalender, eine vom griechischen Astronomen Meton 432 v. Chr. entwickelte Zeiteinteilung mit einem Zyklus von 19 Jahren in 235 Monaten. Die Entdeckung der Monatsnamen legt nahe, dass das Werk in Korinth oder einer seiner Kolonien wie etwa Sizilien hergestellt wurde.

Die Fundstücke erhielten nach ihrer Bergung zunächst wenig Beachtung. Erst fünfzig Jahre später begannen Wissenschaftler mit genauen Untersuchungen - und fanden Erstaunliches.

Das Gerät ist Zeugnis eines mechanischen Geschicks, das man den alten Griechen bis dahin nicht zugetraut hatte: An die 40 Zahnräder arbeiteten in dem Gerät; inklusive einem Differentialgetriebe, von dem man glaubte, es sei erst im Mittelalter erfunden worden. Zur Untersuchung der Fundstücke ließen Forscher Röntgengeräte und Tomografen im Museum von Athen aufbauen, weil der empfindliche Mechanismus nicht von dort entfernt werden durfte.

© SZ vom 31.07.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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