Maul- und Klauenseuche in England:Deutsche Behörden in Alarmbereitschaft

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Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Südengland soll ein Desaster wie im Jahr 2001 verhindert werden. Die britische Regierung verhängte ein Exportverbot für britisches Vieh und Fleisch, Premier Brown brach seinen Urlaub ab. Deutsche Behörden prüfen nun Tiertransporte aus England.

Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in England ist offenbar auch Deutschland in Alarmbereitschaft. Die deutschen Behörden prüften derzeit fünf Tiertransporte, die in den vergangenen 30 Tagen aus Großbritannien nach Deutschland gekommen seien, berichtete der Tagesspiegel am Sonntag.

Ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums sagte der Zeitung: "Es geht um einen Rinder- und fünf Schaftransporte, die aber alle nicht aus dem Gebiet stammten, in dem nun die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen ist." Dennoch würden diese Tiere nun untersucht.

Krisenstab der britischen Regierung

Auch die britische Regierung leitete umfangreiche Gegenmaßnahmen ein. Um den betroffenen Hof in der Grafschaft Surrey westlich von London wurde am Samstag eine Sperrzone mit einem Radius von drei Kilometern und eine Überwachungszone von zehn Kilometern eingerichtet.

Britische Behörden fürchten inzwischen weitere Fälle der hoch ansteckenden Tierkrankheit. So werde geprüft, ob es in Labors möglicherweise Infektionsherde geben könnte. Auch illegale Tiertransporte seien im Visier der Behörden, sagte Chef-Veterinärin Debby Reynolds.

Der britische Premierminister Gordon Brown brach seinen Urlaub ab und berief sein Kabinett zu einer Notsitzung ein. Alle Exporte von lebenden Tieren sowie von gewissen Tierprodukten wurden eingestellt. Gleichzeitig kündigte die EU ein Importverbot für britische Tiere an.

Die britischen Behörden arbeiteten "Tag und Nacht", um die Seuche einzudämmen, sagte Brown. Experten konzentrierten sich darauf, die Quelle des Virus zu finden. "Wir müssen der Seuche auf den Grund kommen und sie ausrotten."

Großbritanniens Chef-Veterinärin Debby Reynolds sagte: "Wir haben umgehend die Tötung aller Rinder der Farm sowie die Verbrennung der Kadaver angeordnet."

Das rheinland-pfälzische Umweltministerium sperrte vorsorglich einen Betrieb im Rhein-Hunsrück-Kreis. Der Tierbestand werde untersucht, weil in den Betrieb zwei Schafe aus einem Betrieb in Hessen geliefert worden seien, in den im Juli Schafe aus England importiert worden seien, teilte das Mainzer Ministerium am Samstag mit. Die Importtiere stammten jedoch nicht aus der Tierhaltung in England, wo die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen sei.

Mitarbeiter der Veterinärbehörden hätten im Rhein-Hunsrück-Kreis geprüft, ob die beiden Schafe unmittelbar aus England stammten und ob sie mit der Tierseuche infiziert seien. Es seien Proben genommen worden, die beim nationalen Referenzlabor, dem Friedrich-Loeffler-Institut, untersucht würden. Mit einem Untersuchungsergebnis werde Anfang nächster Woche gerechnet.

Unter Tieren hochansteckend

Die Maul- und Klauenseuche ist unter Tieren hochansteckend, befällt den Menschen aber nur selten. Um ein Übergreifen auf das ganze Land zu verhindern, dürfen in Großbritannien nun weder Schweine noch Schafe oder Kühe transportiert werden. Neben dem vorgeschriebenen Verbot des Exportes von lebenden Tieren stoppte die Regierung freiwillig die Ausfuhr von Fleisch und Milch in die Europäische Union (EU).

Der letzte große Ausbruch der Tierseuche in Großbritannien war 2001. Sechs Millionen Tiere wurden geschlachtet. Die damalige Regierung von Tony Blair war wegen ihres Vorgehens massiv kritisiert worden, der wirtschaftliche Schaden betrug schätzungsweise 12,6 Milliarden Euro.

Eine Sprecher der EU-Kommission sagte am Samstag, die Gemeinschaft werde nach dem Wochenende Importe von lebenden Tieren aus Großbritannien und von Tierprodukten aus der betroffenen Region verbieten. Am Mittwoch würden dann Experten zusammenkommen, um über den Ausbruch zu beraten.

Auf dem betroffenen Hof selbst trieben Mitarbeiter des Landwirtschafts-ministeriums die etwa 60 erkrankten Tiere zusammen. Sie sollten gekeult werden. Experten rechneten damit, dass die Situation nicht so kritisch werden würde wie vor sechs Jahren. "Lektionen wurden gelernt", sagte der Mikrobiologe Hugh Pennington der BBC. "Ich bin mir sicher, dass wir es dieses Mal sehr, sehr viel besser machen."

© sueddeutsche.de/AP/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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