In der bodennahen Luft reichert sich Ozon an und wird zunehmend zur Gefahr für die Gesundheit, warnen britische Wissenschaftler. Wie aus der Studie hervorgeht, sind die sogenannten bodennahen Ozon-Hintergrundwerte in der nördlichen Hemisphäre seit 1980 um sechs Prozent pro Jahrzehnt gestiegen.
Damit lägen sie nun auf einem Niveau, auf dem sie nicht nur an Tagen mit Spitzenwerten, sondern Tag für Tag einen schädlichen Einfluss auf die Gesundheit und Umwelt hätten, berichtet die Wissenschaftsorganisation Royal Society.
Das schade nicht nur den Menschen, sondern auch der Landwirtschaft, da Ozon den Ertrag unter anderem von Weizen, Reis und Soja mindere. Im Jahr 2000 kostete die Ozonbelastung die EU-Landwirtschaft rund 6,7 Milliarden Euro.
In hohen Dosen reizt Ozon die Atemwege, es kann Husten und Kopfschmerzen auslösen. An den Folgeschäden der Ozonbelastung - etwa an Lungenkrankheiten - stürben in der Europäischen Union jährlich 21400 Menschen, schreiben Forscher um David Fowler vom Centre for Ecology and Hydrology in Großbritannien in ihrem Bericht. Bis 2050 könne sich die Zahl der Erkrankungen um die Hälfte erhöhen.
Am stärksten gefährdet seien Asthmatiker, Kinder und alte Menschen. Die Experten räumen gleichwohl ein, dass eindeutige Zusammenhänge zwischen schweren Krankheiten und Ozonbelastung schwer zu belegen seien. Die schädliche Wirkung hoher Dosen des Gases sei aber nachgewiesen.
Ozon bildet sich nahe dem Erdboden vor allem an heißen Tagen bei intensiver Sonnenstrahlung. Es hat jedoch nichts mit dem "Ozonloch" zu tun, einem Phänomen in rund 15 Kilometer Höhe. Ozon entsteht zumeist aus Stickstoff-Verbindungen, die etwa in Autoabgasen oder den Ausdünstungen von Pflanzen und des Erdbodens enthalten sind.
Falls der Abgasausstoß aus Autos, Heizungen und Industrie weltweit weiter ansteigt, prognostizieren Fowler und seine Kollegen eine weitere Zunahme des Ozon-Gehaltes in der Luft. Zudem werde auch die Erderwärmung die Ozonbildung begünstigen. Die Experten fordern einen weltweiten Vertrag zur Reduzierung des bodennahen Ozons. Lokale Richtlinien wie die Grenzwerte in der EU reichten nicht aus, denn das Gas kann in regelrechten Wolken um die Erde driften.