Frauen sehen die Welt rosarot. Zumindest gefällt ihnen diese Farbe viel besser als Männern, die eher Grün und Blau bevorzugen. Diese Vorlieben entstehen jedoch offenbar nicht durch kulturelle Prägung, Erziehung oder andere gesellschaftliche Faktoren, sondern beruhen auf evolutionären Mustern. Zu diesem Ergebnis kommen die Neuropsychologen Anya Hurlbert und Yazhu Ling von der Universität Newcastle im Fachblatt Current Biology (Bd.17, S.R623, 2007). "Wir haben zwar mit Geschlechtsunterschieden gerechnet", sagt Hurlbert. "Dass sie so deutlich ausfielen, hat uns aber überrascht."
Die britischen Forscher haben 208 Probanden Farben wählen lassen. Unter ihnen waren Engländer, sowie Chinesen, die erst seit kurzem in Europa lebten. Die Teilnehmer sollten am Computer aus einer Vielzahl unterschiedlich gefärbter Rechtecke diejenigen anklicken, die ihnen besonders gefielen. Sowohl in der Gruppe der Briten als auch bei den Chinesen entschieden sich viel mehr Frauen als Männer für Rottöne. Auch wenn die Farben satter oder blasser waren, änderten sich diese Vorlieben nicht.
Die unterschiedliche Farbwahl erklären die Forscher mit der Jäger-und-Sammler-Theorie. Demnach war es für Nahrung sammelnde Frauen von Vorteil, reife, rote Früchte zu erkennen. Abstufungen von Rosa spiegelten zudem Gefühlsschwankungen wider - sie zu erkennen, sei eine traditionell weibliche Domäne. Auch das rosige Gesicht eines Mannes, der als möglicher Partner gesunden Nachwuchs versprach, sei mit Rottönen assoziiert gewesen. Für jagende Männer sei Rosa hingegen nicht wichtig gewesen, sie bevorzugten Blaugrün - wohl um das Wild im Wald zu erkennen.
Blau schlägt rosa
Beide Geschlechter mochten insgesamt jedoch die Farbe Blau lieber als alle anderen. "Über die Gründe dieser Präferenz kann man nur spekulieren", sagt Hurlbert. "Aber als unsere Vorfahren noch in der Steppe lebten, war ein klares Blau ein wichtiges Signal: Am Himmel zeigte es gutes Wetter an und auf der Suche nach Trinkbarem stand es für sauberes Wasser."