Legebatterien:Mehr Freiheit für die Hühner

Ein Kommentar zum geplanten Ende der Käfighaltung.

Christina Berndt

(SZ vom 20.10.2001) - Nun riecht es doch nach grünem Erfolg. Dabei hatte es bis Freitagmorgen nicht einmal Renate Künast glauben können, dass der Bundesrat ihre Vorschläge für ein besseres Hühnerleben akzeptieren würde. Eigentlich wollten mehrere Bundesländer das Federvieh statt bis Ende 2006 noch drei Jahre länger in enge Käfige pferchen.

Fauler Kompromiss

Doch der Erfolg ist kleiner, als es zunächst den Anschein hat. Denn schon Künasts Vorschlag war ein fauler Kompromiss zwischen den Ansprüchen von Bauernlobby und Tierschützern. Das liegt vor allem daran, dass die Ministerin bis heute mit den alten Seilschaften in ihrem Haus zu kämpfen hat. Solange dort Tierschutzreferenten arbeiten, die behaupten, die Legebatterien bereiteten den Hennen "keine erheblichen Leiden", wird die Agrarwende kaum im Sinne artgerechterer Tierhaltung zu bewerkstelligen sein. Schließlich gibt es auch außerhalb des Hühnerstalls einiges zu tun.

Massentierhaltung allgemein

Schweinen und Puten zum Beispiel geht es in der Massentierhaltung keineswegs besser. An sich kontaktfreudige Säue stehen in Einzelhaft auf Beton böden, und Truthähne fallen angesichts ihrer dickgefütterten Brustmuskulatur nur deshalb nicht ständig vornüber, weil sie dazu viel zu eng stehen. Eine Gesellschaft, die täglich Fleisch und Eier essen will, kann ihr Vieh kaum zwischen Klee und Gänseblümchen halten. Dennoch muss und kann es sich ein Wohlstandsstaat leisten, Nutztieren zumindest ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen. Die Ausrede, dass die widernatürliche Haltung hygienischer sei und die Tiere vor Krankheiten bewahre, ist absurd. Dieser Logik zufolge könnte sich auch der Mensch effektvoll vor Ansteckungen schützen - durch ein Leben im Kunststoffzelt etwa.

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