Landwirtschaft:Chinas verseuchte Äcker

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Mehr als zehn Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Chinas sind so stark verpestet, dass die Lebensmittelproduktion des Landes gefährdet ist. Eine Besserung ist nicht in Sicht - im Gegenteil.

Edeltraud Rattenhuber

Mehr als zehn Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Chinas sind laut einem Bericht des Land- und Ressourcenministeriums in Peking verseucht.

Besserung ist trotz aller offiziellen Bekenntnisse zum Umweltschutz und zu nachhaltiger Entwicklung nicht in Sicht - ganz im Gegenteil, räumte das Ministerium ein. Die Behörde sieht die Nahrungsmittelproduktion des Landes als gefährdet an, sollte die Umweltverschmutzung weiter zunehmen.

Den Angaben zufolge sind etwa 12,3 Millionen Hektar Fläche so verschmutzt, dass ein Anbau darauf gesundheitsgefährdend ist. So gab das Ministerium an, dass allein Schwermetalle jedes Jahr etwa zwölf Millionen Tonnen Getreide vergifteten, was einen finanziellen Verlust von mehr als zwei Millionen Euro bedeute.

Auch durch Industriechemikalien aller Art verschmutztes Wasser sowie der übermäßige Einsatz von Düngemitteln und Abfällen machen große Flächen für die Agrarproduktion mittlerweile unbrauchbar.

Angesichts dieser Entwicklung warnte Landwirtschaftsminister Sun Wensheng davor, weiter agrarwirtschaftliche Flächen in Industriegebiete umzuwandeln. "Chinas Wirtschaft wächst mit großer Geschwindigkeit, die Nachfrage nach Ressourcen wird daher noch größer werden", sagte er beim internationalen Earth Day am Sonntag.

Große Sorge um den Jangtse

Durch "unpassende Entwicklung und Ressourcenausbeutung" könne noch mehr Schaden angerichtet werden, zitierte ihn die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Das Land müsse aber unbedingt darauf achten, dass die landwirtschaftliche Gesamtfläche nicht unter 120 Millionen Hektar sinke. Laut den jüngsten Angaben ging Chinas gesamte Ackerfläche in den zehn Monaten von Januar bis Oktober vergangenen Jahres um 300.000 auf 122 Millionen Hektar zurück (zum Vergleich: Deutschland hat etwa 17 Millionen Hektar Ackerfläche).

Dies geschieht oft illegal durch Enteignungen, die von korrupten Kadern angeordnet werden. Bauern werden einfach vertrieben, etwa um auf ihren Feldern Rohstoffe auszubeuten. Das führt häufig zu Protesten.

Erst kürzlich hatte ein gemeinsamer Bericht der Umweltorganisation WWF und der chinesischen Akademie für Wissenschaften Chinas längsten Fluss, den Jangtsekiang, als zum Teil irreparabel verschmutzt bezeichnet. Die Wasserqualität von etwa einem Zehntel des 6200 Kilometer langen Stroms sei in einem "kritischen Zustand", hieß es.

Die etwa 200 Städte entlang des Flusses schütteten jährlich etwa 14 Milliarden Tonnen Abfälle in den Jangtse. Dabei ist der Fluss die Frischwasserquelle des Landes schlechthin. Auch fast 30 Prozent der großen Jangtse-Zuflüsse seien ernsthaft verschmutzt, heißt es in dem Bericht weiter.

© SZ vom 24.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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