Kuriose Enthüllung:Buddhas Beißerchen

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270 Kilogramm Gold wurden verbaut, ein vierstöckiger Tempel errichtet: für einen Zahn von Buddha. Doch ist dieser nicht erstaunlich groß?

Manuela Kessler

Mehr als 21 Millionen Euro und 270 Kilogramm Gold haben die Gläubigen der buddhistischen Gemeinschaft Singapur in den vergangenen Jahren für dieses Projekt gespendet. Sie gaben ihre Ersparnisse für den Bau eines ganz besonderen Tempels. Einen Tempel für einen Original-Zahn Buddhas. Doch nun steht die Echtheit der Reliquie in Zweifel.

Auch in Hongkong wird ein Zahn, der aus dem Mund Buddhas stammen soll, von den Gläubigen verehrt. (Foto: Foto: AFP)

Ein birmanischer Abt soll den heiligen Zahn erst vor 27 Jahren unter den Trümmern einer Stupa entdeckt haben, die er wiederzuerrichten gedachte. Es geschah in Bagan, der einstigen Königsstadt im Herzen Birmas, wo sich mehr als zweitausend Tempel und Klöster in der versteppten Landschaft finden.

Abt Cakkapala brachte die nötigen Mittel für den neuen Sakralbau einfach nicht zusammen. Kurz vor seinem Tod im Jahr 2002 übergab er den gefundenen Zahn deshalb dem Singapurer Mönch Shi Fazhao. Dieser versprach, dem Zahn einen Schrein zu bauen.

Der Mönch warb für das Projekt. Buddha solle in Singapur den prächtigsten aller prächtigen Tempel erhalten, warb Shi Fazhao. Die Gläubigen spendeten reichlich. Nun steht der Sakralbau, der sich wie eine Festung in Chinatown erhebt. Vier Stockwerke ist er hoch.

Im Zentrum prangt eine gleißende Stupa - in Glockenform gegossen aus dem gespendeten Gold. Sie enthält den angebeteten Zahn. Der prunkvolle Schrein wurde an Buddhas Geburtstag am 30. Mai mit großem Brimborium eingeweiht. Zur Feier des Tages wurde die meist unter Verschluss gehaltene Reliquie öffentlich zur Schau gestellt.

Ein Detektiv wohnte den Festlichkeiten bei - und wunderte sich über das Aussehen des hoch verehrten Backenzahnes sehr. Mit 7,5 Zentimetern Länge erschien er dem Detektiv unverhältnismäßig groß.

So begannen die Ermittlungen, die jetzt in dieser erschreckenden Nachricht kulminierten: Es handelt sich nicht um einen menschlichen Zahn. Die Fachleute, von Zahnärzten über forensische Experten bis hin zu Veterinären, würden vermuten, dass der versteinerte Hauer von einem Pflanzenfresser stammt, vermutlich von einem Rind oder einem Wasserbüffel, berichtet die Sunday Times in Singapur.

Shi Fazhao indes, der zum Abt des Reliquienschreins aufgestiegene Mönch, reagiert gelassen. "Ich habe die Authentizität des Zahnes nie in Frage gestellt", sagt er. "Es spielt keine Rolle, was die sogenannten Experten sagen. Wenn man glaubt, er sei echt, ist er echt."

© SZ vom 17.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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