Kopie vom Vieh:Klon-Milch fürs Kind

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Ist es ungefährlich, Fleisch und Milch von Klontieren zu verzehren? In den USA wird zurzeit geprüft, ob Lebensmittel geklonter Tiere verkauft werden dürfen.

Hanno Charisius

Milch und Fleisch von geklonten Tieren ist nach Einschätzung der amerikanische Zulassungsbehörde FDA unschädlich für den Menschen und dürfe verkauft werden. Nach Auswertung von ,,Hunderten Fachartikeln über die Gesundheit von Klontieren und ihrer Nachkommen'' sei der Expertenstab zu dem Schluss gekommen, dass der Verzehr so unproblematisch sei, ,,wie die Nahrung, die wir jeden Tag zu uns nehmen'', sagt der Leiter des Tierärztlichen Instituts der FDA, Stephen Sundlof. Bis zum 2.April 2007 kann nun die Öffentlichkeit die Ergebnisse der fast 700-seitigen ,,vorläufigen Risiko-Analyse'' kommentieren. Danach wird die Behörde entscheiden, ob das geltende Verkaufs-Moratorium für Lebensmittel von geklonten Tieren in den USA aufgehoben wird.

(Foto: Foto: dpa)

Das Klonen berge im Vergleich mit anderen gängigen Zucht-Methoden wie der künstlichen Befruchtung ,,keine besondere Gefahr für die Gesundheit'', erklärt Sundlof. Auch beim deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) betrachtet man das Klonen als moderne Form der Züchtung, die nicht notwendigerweise ein Risiko für Tier und Mensch darstelle. Eingehend untersucht hat das BfR diese Frage jedoch bislang nicht, sagt Sprecherin Irene Lukassowitz: ,,Soweit wir wissen, gibt es noch gar keine entsprechenden Anträge in Europa.''

Ob Fleisch oder Milch von geklonten Tieren in Europa auf den Markt gebracht werden dürfte, hängt laut Tanja Thiele vom Bundesministerium für Verbraucherschutz (BMELV) von der eingesetzten Methode ab. Je nach Technik werde das Tier als gentechnisch veränderter Organismus (GVO) betrachtet und sei damit genauso zulassungs- und kennzeichnungspflichtig wie Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Pflanzen. Diese Beschränkungen gelten laut Thiele jedoch nicht, wenn der Klon durch ein Verfahren erzeugt wird, das ihn gemäß europäischen Gentechnik-Richtlinien nicht zu einem GVO macht. Wenn das Moratorium in den USA fallen sollte, könnten Fleisch und Milch von solchen Tieren ohne Kennzeichung in Europa verkauft werden, falls die Richtlinien bis dahin nicht verändert werden. Die FDA wird sich erst bei der endgültigen Entscheidung gegen Ende 2007 festlegen, ob solche Produkte in den USA kenntlich gemacht werden müssen.

Noch steht nur vereinzelt Klonvieh auf den Weiden. 15.000 Dollar kostet die genetische Kopie eines Bullen oder einer Milchkuh. Ein viel zu hoher Preis, um ganze Herden auf diese Weise zu erzeugen. Bislang wird die Technik nur von wenigen Züchtern eingesetzt, um die Gene besonders wertvoller, aber alternder Tiere für ihre Zucht zu erhalten.

Bei amerikanischen Verbraucherschützern löste die Ankündigung der FDA dennoch heftige Kritik aus. Unabhängige Umfragen zeigen, dass 60 Prozent der US-Bürger gegen das Klonen von Tieren sind und deren Milch und Fleisch auch dann nicht kaufen wollen, wenn die Regierung es als sicher einstufen würde. ,,Über gesundheitliche Risiken wissen wir bislang nichts'', sagt Christian Fronczak vom Bundesverband der Verbraucherzentralen in Berlin. Er hält jedoch auch eine moralische Prüfung der Klontechnik für notwendig und die Wahlfreiheit für die Verbraucher für unabdingbar.

© SZ vom 30.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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