Klimawandel:Mehr Gas im Treibhaus

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Weil der Verbrauch von fossilen Brennstoffen steigt und die Ozeane weniger Kohlendioxid aufnehmen, wachsen die Emissionen so schnell wie nie zuvor.

Christopher Schrader

Bisweilen ist schon die Erkenntnis, dass man ein Problem hat, Teil der Lösung. Beim Klimawandel ist das offenbar anders. Während in der internationalen Politik die Bereitschaft zunimmt, den Ausstoß an Treibhausgasen in Zukunft zu begrenzen, wachsen die Emissionen so schnell wie nie zuvor.

Wirtschaftswachstum in Asien steigert die Kohlendioxid-Emission. (Foto: Foto: AFP)

Um 2,9 Prozent pro Jahr nimmt die Freisetzung des wichtigsten Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) seit der Jahrtausendwende im Mittel zu, hat nun ein internationales Forscherteam bilanziert ( PNAS, online). In den 1990er-Jahren waren es noch 0,7 Prozent Zuwachs pro Jahr gewesen. Zurzeit macht Kohlendioxid 383 von einer Million Luftmolekülen aus (also 383 ppm); vor der Industrialisierung lag der Wert etwa einhundert ppm niedriger.

Die Forschergruppe nennt drei Ursachen für den Anstieg. Erstens ist der Verbrauch von Öl, Kohle und Gas gestiegen. Die Verbrennung hat 2006 ein gutes Drittel mehr CO2 freigesetzt als 1990.

Zweitens hat sich die Nutzung solcher Brennstoffe intensiviert: Während die Weltwirtschaft zuletzt ein Fünftel weniger CO2 pro verdientem Dollar ausgestoßen hat als 1970, hat sich dieser Trend in den vergangenen Jahren umgekehrt.

Drittens nehmen die Ozeane weniger freigesetztes Kohlendioxid auf. Von 1960 zur Gegenwart ist ihr Anteil Simulationen der Forschergruppe zufolge von 32 auf 26 Prozent des Ausstoßes gesunken.

Ein drastischeres Bild liefern aktuelle Messungen aus dem Nordatlantik. Ute Schuster und Andrew Watson von der Universität von East Anglia in Norwich haben Messinstrumente mit Bananendampfern wie der MV Santa Maria auf die Reise von England in die Karibik geschickt. In den Jahren 1994 und 1995 war das Aufnahmevermögen des Meerwassers entlang der Route demnach fast dreimal so hoch wie zwischen 2002 und 2005, stellten sie fest ( Journal of Geophysical Research, im Druck).

Zum Teil erklären die Forscher den Effekt durch die Erwärmung des Meeres, die die Absorption bremst. Ansonsten könnten auch veränderte Strömungen und die abnehmende Vermischung des Wassers verantwortlich sein, sagt Ute Schuster: "Im Augenblick wissen wir zu wenig, um Prognosen zu machen. Es könnte auch ein natürlicher Zyklus sein, mit dem die Aufnahme von Kohlendioxid schwankt."

Sinkt die Absorptionsfähigkeit der Meere jedoch weiter, dürfte das die Erderwärmung beschleunigen. "Wenn das Meer viel CO2 gespeichert hat, sinkt schon deshalb seine Aufnahmekapazität", ergänzt Toste Tanhua von der Universität Kiel. "Vielleicht sehen wir hier den Anfang der Sättigung."

© SZ vom 23.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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