Klimawandel:Die Dürre passt nicht ins Bild

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Mit dem Klimawandel hat der staubtrockene April wenig zu tun. Meteorologen sagen für Deutschland feuchte Frühjahre und heiße, trockene Sommer voraus.

Arne Boecker

Der Klimawandel treibt auch in Deutschland die Temperaturen in die Höhe. Laut einer Studie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sind sie seit 1900 um knapp 0,9 Prozent angestiegen. Die Neunziger waren die wärmste Dekade der vergangenen hundert Jahre. Der Trend scheint sich fortzusetzen: Die Temperaturen aller sechs Jahre seit der Jahrtausendwende lagen über dem Mittelwert.

Und doch: Die April-Dürre passt nicht recht ins Bild. "Die Modelle der Klimaforscher gehen von einer Zunahme der Niederschläge im Frühjahr aus, während die Sommer trockener und die Winter nasser ausfallen", sagt Uwe Kirsche vom Deutschen Wetterdienst. Mit dem Klimawandel habe dieser staubtrockene April wenig zu tun; er sei "ein Ausreißer, wie er immer mal wieder vorkommt".

Landwirte leiden am stärksten unter der erhöhten Temperatur. Nach Auskunft des Deutschen Bauernverbandes (DBV) ist in den Regionen, die von der Landwirtschaft leben, gerade mal ein Zwanzigstel der Niederschlagsmenge gemessen worden, die im April üblich ist. Bauern machen sich "große Sorgen um die Ernten und Saaten des Jahres 2007", sagt DBV-Generalsekretär Helmut Born. Vor allem Frühjahrs-Saaten, wie sie auf leichten Sandböden sprießen, lechzen nach Wasser.

Die Feuchtigkeit knapp unterhalb der Krume ist längst verdunstet. Born weist darauf hin, dass der April bereits der achte Monat in Folge ist, in dem die Niederschläge unter der Norm bleiben. Viele Pflanzen entwickelten sich wegen der Wärme schneller als üblich und bräuchten gerade jetzt besonders viel Wasser. Angesichts dieser Zwischenbilanz seien bei der diesjährigen Ernte "Mengen- und Qualitätseinbußen nicht auszuschließen".

Das sieht auch Harald Kienscherf so. Er ist Bauern-Sprecher in Mecklenburg-Vorpommern, das seit der Wiedervereinigung zu Deutschlands Raps-Kammer aufgestiegen ist. "Wenn es weiter trocken bleibt, könnten die Raps-Schoten verkümmern", erklärt Kienscherf.

Der Wasser-Durst wächst

Er warnt jedoch davor, in Alarmismus zu verfallen. Weil die Pfahlwurzeln des Rapses tief in den Boden reichten, verkrafte die Pflanze den Wassermangel derzeit noch einigermaßen, sagt er. "Wenn der Mai feucht und warm wird, können die Pflanzen die Rückstände beim Wachstum durchaus ausgleichen." Für die kommenden Tage ist allerdings wenig Besserung in Sicht - die in diesem Fall eine Wetterverschlechterung wäre. Im Norden tröpfelt es höchstens, der Süden bleibt trocken, sagen die Meteorologen.

Man habe die Beregnungsanlagen noch nie so früh anwerfen müssen wie in diesem Jahr, heißt es beim Niedersächsischen Landvolk. Hackfrüchte wie Kartoffeln könne man ohne zusätzliches Wasser nicht mehr heranziehen. Dieselpumpen holen das Nass aus dem Grundwasser oder aus Flüssen, Schläuche verteilen es auf die Felder.

Mit den Energiepreisen sind auch die Kosten der Beregnung gestiegen. Die Regen-Macher plagt aber noch ein Problem: Die Mengen, die sie ausbringen dürfen, sind qua Gesetz begrenzt. Wenn sich die Dürre-Monate häufen, wächst der Wasser-Durst - dann ist das Limit schnell erreicht.

© SZ vom 27.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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