Klimakonferenz auf Bali:Preis für herausragende Klimasünden

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Am Rande der Klimakonferenz auf Bali haben Jugenddelegationen aus aller Welt Saudi-Arabien, Kanada und die USA ausgezeichnet - für ihre außergewöhnliche Art, mit dem Klimaschutz umzugehen.

Saudi-Arabien, die USA und Kanada sind am Rande der Klimakonferenz auf Bali als herausragende Klimasünder ausgezeichnet worden. Jugenddelegationen aus aller Welt verliehen den Ländern jeweils einen kleinen Sack Kohle dekoriert mit der jeweiligen Nationalflagge der Länder.

Junge Umweltschützer begleiten die Weltklimakonferenz . . . und zwar tanzend. (Foto: Foto: Reuters)

Der Preis wurde schon während der jährlichen Gespräche über das Kyoto-Protokoll regelmäßig vergeben.

Der weltgrößte Erdölexporteur Saudi-Arabien gewann die Auszeichnung für die undurchsichtigste Blockadehaltung bei den Verhandlungen über ein neues Klimaschutz-Abkommen. Die USA als weltgrößter Emittent von Treibhausgasen seien für ihre Bemühungen gewürdigt worden, den internationalem Kampf gegen die Erderwärmung zu behindern, sagte ein junger Amerikaner, der den Preis für sein Land annahm.

Den kanadischen Delegierten wurde vorgehalten, gegenüber einem Komitee auf Bali argumentiert zu haben, dass verbindliche Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasen nicht für alle Industriestaaten notwendig seien.

Zuvor hatte die Konferenz mit drängenden Appellen zu mutigen politischen Entscheidungen begonnen. "Diese Konferenz wird mitbestimmen, ob Bali wie andere gefährdete Orte dieser Welt eines Tages ein verlorenes Paradies wird oder nicht", erklärte etwa der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer. Auch der indonesische Umweltminister Rachmat Witoelar empfahl seinen Kollegen, den politischen Willen für einen neuen Klimaschutzvertrag aufzubringen.

Zwei gute Nachrichten gab es gleich zu Beginn. So ratifizierte Australien das Kyoto-Protokoll, nachdem die jetzt abgewählte Regierung dies bislang verweigert hatte. Damit sind die Vereinigten Staaten der einzige Industriestaat, der diesen Schritt nicht vollzogen hat.

Und die USA selbst signalisierten eine Mitarbeit an einer langfristigen Vereinbarung als Nachfolge für das Kyoto-Protokoll.

"Wir sind nicht gekommen, um zu blockieren", erklärte der Chef der US-Delegation, Harlan Watson, vor mehr als 10.000 Delegierten aus rund 190 Staaten. "Die USA haben die Absicht, flexibel und konstruktiv an einem Bali-Fahrplan mitzuarbeiten."

Entscheidung der USA noch unklar

Die Entscheidung der Amerikaner, ob es verpflichtende Ziele und konkrete Emissionsgrenzen geben soll, ist aber noch unklar. Bislang lehnt die Regierung von US-Präsident George W. Bush dies ab.

Solche brisanten Entscheidungen sollen aber in Bali erst später fallen. Vorerst gab sich der Umweltminister Indonesiens bescheiden. "Wir wären froh, wenn das Ergebnis auf Bali allgemein bliebe, aber inspirierend ist", sagte Witoelar.

Deutschland erwartet dagegen noch großen Streit. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach bei einem G-8-Treffen in Berlin von einem grundsätzlichen Dissens der wichtigsten Länder. "Wir werden noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen", sagte er. Umweltminister Sigmar Gabriel betonte, Schlüssel für ein neues weltweites Klimaabkommen sei Hilfe für die Schwellenländer. Um sie zu finanzieren, bedürfe es eines weltweiten Kohlenstoff-Markts.

Länder wie Indonesien, aber vor allem Indien und China fürchten, dass ehrgeizige Ziele für die Reduzierung der Treibhausgase ihr Wachstum behindern könnten. "Die Schwellenländer müssen wachsen, um Hunderte Millionen Menschen aus der Armut zu bringen", sagte auch der Amerikaner Watson. "Wir akzeptieren es völlig, dass ihre Emissionen dabei steigen." Die USA setzten deshalb auf neue Technologien zur sauberen Energienutzung.

Unterstützung erhalten sie darin auch vom Chef des UN-Klimasekretariats. "Der Kohlebedarf steigt nach den Prognosen in den nächsten 20 Jahren um 70 Prozent", sagte de Boer. Gerade Länder wie Indien und China hätten große Vorkommen. "Es ist schlicht nicht realistisch zu erwarten, dass sie diese Ressourcen nicht nutzen", sagte er.

Eine "unheilige Allianz"

Umweltschützer sprechen allerdings schon von einer "unheiligen Allianz" zwischen den Schwellenländern und den USA, deren Emissionen ebenfalls rasant steigen.

Die EU will versuchen, das Ziel einer Reduktion der Treibhausgase bis 2050 um 50 Prozent auf Bali festzuschreiben. "Mal sehen, wie weit wir kommen", sagte der Leiter des Klimawandel-Referats in der EU-Kommission, Artur Runge-Metzger.

Das Abschlussdokument der Konferenz soll nach dem Willen vieler Politiker mindestens einen Fahrplan für die kommenden Verhandlungen enthalten und die Themenfelder abstecken. Indonesien will den Schutz der Regenwälder als Beitrag zum Klimaschutz darin verankern, die EU will die Emissionen des internationalen Flug- und Schiffsverkehrs berücksichtigt sehen. Die USA bestehen auf der Formulierung, dass effektiver Klimaschutz nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich nachhaltig sein müsse.

Das Kyoto-Protokoll läuft 2012 aus. Der neue Vertrag soll spätestens 2009 unterschrieben werden, damit die Länder genügend Zeit für die Ratifizierung haben.

Die Umweltorganisation WWF forderte eine einseitige Verpflichtung der Industrieländer zu konkreten Emissionssenkungen. "Die reichen Länder können zeigen, dass es ihnen ernst ist, in dem sie auf Bali eine Emissionsverringerung von mindestens 30 Prozent bis 2020 zusagen", sagte WWF-Klimaexperte Stephan Singer. Die EU hatte das in Aussicht gestellt, wenn auch andere Industrieländer mitziehen.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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