Kernkraft und Krebsrisiko:Bundestag wird sich mit AKW-Studie befassen

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Zwar warnen Union und FDP vor voreiligen Schlüssen aus der Studie zum Krebsrisiko für Kleinkinder in der Umgebung von Atomkraftwerken. Doch die Grünen haben nun eine aktuelle Stunde zu dem Thema beantragt.

Die jetzt veröffentlichte Studie zur erhöhten Krebsgefahr für Kleinkinder in der Umgebung von Kernkraftwerken wird nun auch den Bundestag beschäftigen.

Das Atomkraftwerk Isar 1. Eine neue Studie hat die Debatte um die Gefahren der Kernkraftwerke neue entfacht. (Foto: Foto: ddp)

Die Grünen beantragten eine aktuelle Stunde zu dem Thema, um zu klären, welche Konsequenzen die Bundesregierung aus der Untersuchung ziehen will.

Die Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz belege, dass Atomkraftwerke auch im Normalbetrieb wesentlich schädlicher seien als bisher angenommen, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck.

Es sei daher unverantwortbar, den von der rot-grünen Vorgängerregierung vereinbarten Atomausstieg infrage zu stellen.

Die Untersuchung hatte ergeben, dass Jungen und Mädchen unter fünf Jahren in der Nähe der 16 Standorte der 22 deutschen Atomkraftwerke deutlich häufiger an Krebs erkranken als ihre Altersgenossen im übrigen Land.

Neue Debatte über die Risiken

Dies löste eine neue Debatte über die Risiken der Atomkraft aus. Union und FDP warnten allerdings vor voreiligen Schlüssen, da Ursache und Wirkung nicht klar seien. Die Umweltorganisationen Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Robin Wood sowie die Deutsche Kinderkrebsstiftung forderten dagegen rasche Konsequenzen.

Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, verteidigte die Ergebnisse der Untersuchung als belastbar. Bei der Erstellung der Studie sei nach bisheriger Prüfung kein Fehler oder Irrtum erkennbar, der den beobachteten Effekt erklären könne, sagte er.

Die Untersuchung umfasse knapp 1600 an Krebs erkrankte Kinder unter fünf Jahren und rund 4700 gesunde Kinder mit ähnlichen Lebensumständen. Der Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Krebserkrankungen und der Nähe eines Atomkraftwerkes sei überraschend eindeutig.

"Das Risiko, an einem Tumor oder Leukämie zu erkranken, stieg dabei statistisch signifikant mit der Nähe des Wohnortes zu einem Reaktor an", betonte König. Dieses Ergebnis passe zu ähnlichen Untersuchungen weltweit. Auch nach Einschätzung des externen Expertengremiums, das die Untersuchung begleitete, sei die Studie die derzeit weltweit aufwendigste und umfassendste.

Zu den Ursachen der erhöhten Zahl von Krebserkrankungen könne die Untersuchung jedoch keine Aussagen treffen, eine kausale Verbindung lasse sich allein mit Blick auf die Strahlung der Reaktoren im Normalbetrieb nicht nachweisen.

Die externen Experten würden einen Zusammenhang zwischen der erhöhten Krebsrate und der Nähe der Atomkraftwerke im Gegensatz zu den Autoren der Studie allerdings nicht ausschließen, erklärte das Bundesamt für Strahlenschutz.

Sie begründeten dies mit dem besonders hohen Strahlenrisiko für Kleinkinder und dem unzureichenden Wissen über die Wirkung der im Körper aufgenommenen Radionuklide.

Der BUND verlangte Konsequenzen. Die Studie habe bewiesen, dass Atomkraftwerke auch im Normalbetrieb ein Risiko für die Bevölkerung darstellten, erklärte der Verband. Die Atommeiler müssten daher schneller als geplant vom Netz genommen werden. Die Kinderkrebsstiftung nannte die Ergebnisse der Studie die "ultimative Aufforderung an die Politik, Klarheit zu schaffen und zu handeln".

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