"Katrina" und der Klimawandel:Hurrikane werden stärker

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Die Flut in New Orleans ist für manche ein Zeichen des Klimawandels. Andere halten derartige Wirbelstürme aber für ein natürliches Ereignis.

Christopher Schrader

Zu der Frage, was solche Stürme mit dem Klimawandel zu tun haben, hat nun eine Gruppe um Peter Webster vom Georgia Institute of Technology neue Daten veröffentlicht: Demnach hat in den vergangenen 35 Jahren die Stärke tropischer Stürme weltweit zugenommen ( Science, Bd. 309, S. 1844, 2005).

Hurrikane sind in den letzen Jahren immer stärker geworden. (Foto: Foto: dpa)

"In den 70er-Jahren gab es im Durchschnitt zehn Hurrikane der Kategorie 4 oder 5 weltweit, seit 1990 beträgt die Zahl im Mittel 18 pro Jahr", sagt Webster. (Katrina hatte über dem Golf von Mexiko die Stärke 5 und bei Erreichen der Küste 4.) Zugleich sei die Temperatur tropischer Ozeane, deren Wärme die Stürme speist, im Mittel um ein halbes Grad Celsius gestiegen.

Zu einem ähnlichen Ergebnis war vor kurzem der Sturmforscher Kerry Emanuel vom Massachusetts Institute of Technology gekommen ( SZ, 10.8.2005, siehe Link unten).

Websters Studie "stimmt sehr gut mit meinen Ergebnissen überein", kommentiert er.

Dass beide Studien zu demselben Schluss kommen, stärkt ihre Aussage, zumal unterschiedliche Methoden verwendet wurden. Emanuel hatte gemessene Windstärken zu einem Power-Index addiert, Webster die Stärke der Stürme aus Satellitendaten erschlossen.

Beide Forscher halten es dennoch keineswegs für bewiesen, dass die stärkeren Hurrikane eine Folge des Klimawandels sind. "Das ist keine einfache Beziehung", sagt Webster. "Erst wenn wir wissen, warum es 85 solcher Stürme pro Jahr gibt und nicht 200 oder 25, können wir den Zusammenhang mit dem Klimawandel ergründen."

Es verwirre Forscher zum Beispiel, dass Zahl und Dauer der Stürme im vergangenen Jahrzehnt trotz steigender Wassertemperaturen zurückgegangen seien. Nur im Nordatlantik habe es mehr Hurrikane gegeben.

Das führen manche Fachleute allein auf einen natürlichen Zyklus zurück, der schon zwischen 1920 und 1960 die Hurrikan-Aktivität erhöht hatte. Das Team von Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung warnt jedoch davor, die globale Erwärmung auszublenden.

"Beide Effekte könnten etwa in gleichem Ausmaß zur Erwärmung des tropischen Atlantik beigetragen haben", schreiben sie auf www.realclimate.org.

"Es ist falsch, ein einzelnes Ereignis wie Katrina dem Klimawandel anzukreiden. Aber natürlich ist es genauso wenig zu akzeptieren, einen natürlichen Klimazyklus für Katrina verantwortlich zu machen."

© SZ vom 16.9.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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