IWC-Jahrestagung:Japan stellt erneut Walfangverbot in Frage

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Die Japaner haben erneut damit gedroht, den kommerziellen Walfang wieder aufzunehmen. Für Walschützer ist eine Aufgabe des Walfang-Moratoriums aber kaum denkbar.

Es ist bereits die 60. Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC), auf der die Mitgliedsstaaten von diesem Montag an in der chilenischen Hauptstadt Santiago über die Zukunft des Schutzes der Meeressäuger diskutieren werden.

Ein Walweibchen und ihr Kalb werden an Bord eines Fangschiffes geholt. (Foto: Foto: AFP)

Und auch diesmal werden sich Gegner und Befürworter des derzeit verbotenen kommerziellen Walfangs voraussichtlich wieder unversöhnlich gegenüber stehen.

Vor allem Japan kritisiert, dass sich die 1946 ursprünglich als Institution für die Regelung des Walfangs gegründete IWC zunehmend zu einer Organisation zur Verhinderung der wirtschaftlichen Nutzung der Wale entwickelt hat.

Die IWC hatte 1982 ein 1986 in Kraft getretenes Verbot des kommerziellen Walfangs verhängt. Japan nutzt jedoch seither den weiter erlaubten Walfang zu wissenschaftlichen Zwecken, um mehr als 1000 Wale pro Jahr zu töten.

Für Japan, das auf Lebensmittelimporte angewiesen ist, hat der Walfang eine hohe symbolische Bedeutung, weil er für den ungehinderten Zugang zum Meer als Quelle für Nahrungsmittel steht.

Kurz vor Beginn der Tagung soll Japan wie schon in den vergangenen Jahren gedroht haben, den kommerziellen Walfang wieder aufzunehmen. Dies habe Japan einigen IWC-Mitgliedsländern angedeutet, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf informierte Kreise.

Japan werde sein Verhältnis zur IWC überdenken und "möglicherweise den Fang von Walen auf unsere Weise wieder aufnehmen", falls die Gespräche über die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs keine Fortschritte erzielen sollten, hieß es.

Um das zu verhindern, wurde im Vorfeld der Tagung über einen sogenannten Kompromiss diskutiert. Er sieht vor, dass Japan in Zukunft auf den wissenschaftlichen Walfang verzichtet, wenn ihm im Gegenzug ein begrenzter Walfang in Küstennähe zugestanden würde.

Für Walschützer ist eine Aufgabe des Moratoriums des Walfangs jedoch kaum denkbar. Zu stark ist die Erinnerung daran, dass der Walfang im 20. Jahrhundert viele Walarten an den Rand des Aussterbens gebracht hat. Für das Verbot des kommerziellen Walfangs hatten Umweltschützer lange kämpfen müssen und es war ihr erster großer Erfolg.

Wale sowie die ebenfalls zu den Waltieren zählenden Delfine und Tümmler werden heutzutage jedoch in zunehmendem Maße unabsichtlich als Beifang in Fischernetzen sowie durch Kollisionen mit Schiffen getötet. Auch der Unterwasserlärm durch Schiffe und der Klimawandel stellen eine erhebliche Belastung für die Tiere dar.

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