Hirnforschung:Schönheit im Auge der Geschlechter

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Das weibliche Gehirn bewertet die Schönheit eines Gemäldes offenbar anders als das männliche. Das zeigt eine Studie spanischer Forscher.

Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Bei der Kunst kommt allerdings offenbar noch das Geschlecht hinzu. Denn das weibliche Gehirn, so berichten Forscher, bewertet die Schönheit eines Gemäldes anders als das männliche.

Frauen bewerten die Schönheit von Kunst anders als Männer. (Foto: Foto: AP)

Während bei Männern nur die rechte Hirnhälfte aktiv wird, nutzen Frauen beide Hirnhälften. Das berichten Forscher um Camilo Cela-Conde von der Universität der Balearischen Inseln in Palma de Mallorca und US-Wissenschaftler .

Je zehn männliche und weibliche Probanden bewerteten verschiedene Malereien und Szenen des städtischen und ländlichen Lebens als "schön" oder "nicht schön". Währenddessen überwachten die Forscher mit Hilfe eines Magnetenzephalographen (MEG) ihre Gehirnaktivität.

Mit dieser Methode werden Veränderungen in den Magnetfeldern des Hirns gemessen, die durch Nervenaktivitäten ausgelöst werden. Während bei Frauen beide Hirnhälften aktiviert wurden, beschränkte sich die Aktivität bei Männern auf den rechten Scheitellappen.

Bei beiden Geschlechtern war die Aktivität im Scheitellappen des Gehirns in einem Zeitraum von 300 bis 900 Millisekunden nach dem ersten Betrachten des Bildes am stärksten. Die leicht verzögerte Gehirnreaktion zeigt, dass die Unterschiede zwischen Mann und Frau tatsächlich die Bewertung im Gehirn und nicht die unmittelbare Wahrnehmung betrafen, erklären Cela-Conde und seine Kollegen.

Solche geschlechtsspezifischen Unterschiede sind auch von anderen Wahrnehmungsprozessen bekannt. Hirnforscher vermuten, dass Frauen räumliche Beziehungen eher kategorisch einteilen (oben und unten, vor und hinter, innen und außen), woran eher die linke Hirnhälfte beteiligt ist.

Männer verarbeiten dagegen eher exakte Distanzen zwischen Objekten in einem Koordinatensystem. Dafür sei vorrangig die rechte Hirnhälfte zuständig, schreiben die Forscher.

Die Unterschiede seien vermutlich bei der frühen Aufgabenteilung in menschlichen Gesellschaften von Vorteil gewesen. So wird vermutet, dass Männer das Jagen und Frauen eher das Sammeln übernahmen. Dies könnte den Forschern zufolge die Wahrnehmung der Umwelt grundlegend beeinflusst haben.

Vermutlich sei die Wahrnehmung von Schönheit an dieselben Prozesse im Gehirn geknüpft.

Zudem deuteten die vorliegenden Ergebnisse darauf hin, dass die Unterschiede zwischen Männern und Frauen erst nach der evolutionären Trennung der Menschen von den Schimpansen entstanden. Schließlich habe die hauptsächliche Entwicklung des Stirnlappens erst nach dieser Trennung stattgefunden.

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