Herz und Kreislauf schützen:Blutzucker im Griff

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Immer mehr Menschen erkranken an Diabetes. In Deutschland hat die Häufigkeit im letzten Jahrzehnt um rund 50 % zugenommen.

Rund 8 % der Bevölkerung leiden an einem Diabetes. Doch etwa die Hälfte der Zuckerkranken wissen von ihrer Erkrankung nichts.

(Foto: N/A)

2 Typen von Diabetes

Der Typ-1-Diabetes tritt vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen auf. Er entwickelt sich innerhalb von Tagen oder Wochen. Die Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse ist vollständig.

Immer ist eine Behandlung mit Insulin nötig. Der Typ-2-Diabetes, früher auch Altersdiabetes genannt, tritt vor allem ab dem 45. Lebensjahr auf. In den letzten Jahren sind immer mehr Fälle bei jungen Erwachsenen, ja sogar bei Kindern beobachtet worden. Besonders stark ist dieser Trend in den USA, wo bereits über 60 % der Bevölkerung an Übergewicht leiden.

Entwicklung des Typ-2-Diabetes

Für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes spielt die genetische Veranlagung eine wichtige Rolle. Außer bei einer seltenen Form des Typ-2-Diabetes kann bei einem überwiegenden Teil der Betroffenen das Auftreten des Diabetes durch einen gesunden Lebensstil verhindert oder um Jahre oder Jahrzehnte verzögert werden.

Die wichtigsten Faktoren sind ein normales Körpergewicht, genügend körperliche Aktivität und eine Ernährung mit wenig tierischen Fetten. Zu Beginn des Krankheitsprozesses reagieren die Körperzellen weniger empfindlich auf Insulin, es wird immer mehr Insulin benötigt, damit der Blutzucker nach dem Essen wieder sinkt.

Das verminderte Ansprechen der Zellen auf Insulin (Insulinresistenz) kann genetische Ursachen haben oder durch fettreiche Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel gefördert werden. Typischerweise hat der Typ-2-Diabetiker im Anfangsstadium erhöhte Insulinwerte.

Erst wenn die insulinproduzierenden Zellen erschöpft sind, sinkt die Insulinproduktion und die Blutzuckerwerte entgleisen manchmal erst jetzt. Zwischen dem Auftreten der Insulinresistenz und dem Auftreten eines erhöhten Blutzuckers können daher mehrere Jahre, ja Jahrzehnte vergehen.

Anders als beim Typ-1-Diabetes, der wegen der deutlichen und plötzlich auftretenden Symptome meist rasch erkannt wird, bleibt die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes oft unbemerkt, die Betroffenen verspüren keine Krankheitszeichen. Der Blutzucker erhöht sich langsam über Monate oder Jahre.

Lange bevor Warnsignale auftreten, können Gefäße und Nerven schon geschädigt werden. Bei rund einem Drittel der Patienten besteht bereits eine deutliche Schädigung der Gefäße, wenn die Diagnose Diabetes gestellt wird. Manchmal wird die Diagnose auch erst auf Grund einer Erkrankung wie Herzinfarkt oder Erektionsstörung gestellt.

Das metabolische Syndrom

Beim metabolischen Syndrom ist nicht nur der Blutzuckerstoffwechsel betroffen. 80 % der Betroffenen sind übergewichtig. Häufig sind auch Blutfette und Blutdruck erhöht. Da alle diese Faktoren gefäßschädigend sind, werden sie zusammen auch "Risikoquartett" genannt.

Diabetes früh erkennen

Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung sollte auch der Blutzucker bestimmt werden. Personen mit einer familiären Belastung von Diabetes, starkem Übergewicht, Bluthochdruck oder erhöhtem Cholesterin sollten schon früher eine Blutzuckerbestimmung machen lassen.

Schädigt die Organe: Diabetes

Diabetiker haben ein fünffach erhöhtes Herzinfarkt- und ein dreifach erhöhtes Hirnschlagrisiko. 70 % aller Typ-2-Diabetiker sterben an einer Herz-Kreislauf-Krankheit. Der Diabetes führt auch zu vielen Krankheiten, die die Lebensqualität einschränken. Er ist die häufigste Ursache für Erblindung und Nierenversagen. Aber auch Durchblutungsstörungen der Beine machen vielen Diabetikern zu schaffen.

Der Diabetes greift auch die Nerven an. Unangenehm sind Störungen der Sensibilität an Händen und Füßen. Und schließlich leiden bis zu drei Viertel aller Diabetiker an Erektionsstörungen.

Ernährung bei Diabetes

Die Ernährungsempfehlungen für Diabetiker haben sich stark gewandelt. Früher hat man sich ausschließlich auf den Zucker- beziehungsweise Kohlenhydratgehalt der Ernährung und den Einfluss auf den Blutzucker konzentriert.

Zwar ist es immer noch wichtig, Blutzuckerspitzen durch schnelle Kohlenhydrate zu vermeiden. Doch man hat erkannt, dass für Diabetiker auch die Empfehlungen zur Vorbeugung einer Atherosklerose wichtig sind, da die Gefäßschäden ein zentrales Problem darstellen. Dies heißt vor allem wenig tierische Fette, zweimal Fisch pro Woche, Oliven- oder Rapsöl, ausreichend Gemüse und Obst.

Somit sind die heutigen Empfehlungen für Diabetiker keine strenge Diät im eigentlichen Sinn, sondern eher eine ausgewogene Ernährungsweise, die auch für die Familie des Diabetikers geeignet ist. Der empfohlene Rhythmus der Mahlzeiten beim Diabetiker hängt auch von einer eventuellen medikamentösen Therapie ab.

Ob regelmäßige Zeiten mit bestimmten Kohlenhydraten eingehalten werden müssen oder ob die Therapie an das jeweilige Essen angepasst werden kann, hängt vom Insulinschema und von der Art der Tabletten ab.

Bewegung und Gewichtskontrolle

Beim metabolischen Syndrom und beim Typ-2-Diabetes sind die nicht-medikamentösen Maßnahmen wie vermehrte körperliche Aktivität und Gewichtsreduktion außerordentlich wichtig.

Sie verbessern gleichzeitig Blutzuckerstoffwechsel, Blutfette und Blutdruck. Dies gilt auch, wenn der Blutzucker mit Tabletten oder Insulin behandelt wird.

Medikamentöse Therapie bei Diabetes

Der erhöhte Blutzucker kann beim Typ-2-Diabetiker im Anfangsstadium mit Medikamenten behandelt werden, die die Insulinausschüttung oder die Insulinempfindlichkeit der Zellen erhöhen.

Sind die Insulinreserven in späteren Stadien erschöpft, wird meist auch eine Therapie mit Insulin notwendig. Bei guter Einstellung des Blutzuckers treten weniger Schäden an den kleinen Gefäßen auf, vor allem Komplikationen an Augen, Nerven und Niere werden deutlich vermindert.

Die Gefahr einer Erblindung oder eines kompletten Nierenversagens sinkt. Die Schäden an den großen Gefäßen sind vor allem für Herzinfarkt oder Hirnschlag verantwortlich. Neben dem Blutzucker sind immer auch Bluthochdruck und Blutfette mitverantwortlich. Eine konsequente Behandlung auch dieser beiden Faktoren vermindert die Gefahr von Herzinfarkt und Hirnschlag und verlängert das Überleben.

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