Heiraten:Zu schön, um von Dauer zu sein

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Im besten Fall bringt Heiraten überhaupt nichts. Denn einige Jahre nach der Hochzeit ist man höchstens genauso zufrieden wie vor der Ehe.

Von Christina Maria Berr

Das gilt für jene, die verheiratet bleiben. Wer sich gar scheiden lässt, erreicht nie wieder das Glücksgefühl aus Single-Zeiten.

Es ist also doch der schönste Tag im Leben. (Foto: Foto: dpa)

Eine amerikanische Studie, die in der Fachzeitschrift Psychological Science zur Veröffentlichung ansteht, hat diese ernüchternden Aussagen über die Deutschen nun getroffen.

Wer sich trennt, war schon bei der Hochzeit weniger glücklich

Das Ergebnis ist überraschend, denn der Mensch gilt an sich als überaus anpassungsfähig, was einschneidende Erlebnisse wie den Tod eines Partners oder eine Behinderung betrifft. Die Ergebnisse über Scheidungen in Deutschland scheinen das nun zu widerlegen.

Richard Lucas vom Psychologischen Institut der Michigan University hat nachgewiesen, dass die Zeit nicht alle Scheidungswunden heilt. "Wer sich scheiden lässt, bleibt dauerhaft unglücklicher als vor der Ehe", sagt Lucas. Erahnen lasse sich das schon zum Zeitpunkt der Eheschließung.

"Menschen, die sich später trennen, sind bereits zum Zeitpunkt der Hochzeit weniger glücklich als Menschen, die verheiratet bleiben." Ein deprimierendes Ergebnis angesichts der jährlich 213000 Scheidungen in Deutschland, was etwa einem Drittel aller Eheschließungen entspricht.

Zufriedenheit in Zahlen gemessen

Die Scheidung deutet sich meist frühzeitig an. "In den Jahren vor der Scheidung geht es bergab", erklärt Gert Wagner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, der als Datengeber für die US-Studie fungierte.

SOEP nennt sich die von ihm verwaltete weltweit umfangreichste ökonomische und soziologische Datenbank. Fast 30 000 zufällig ausgewählte Personen werden seit 21 Jahren regelmäßig befragt.

Für die amerikanische Studie wurden 817 Personen ausgewählt, deren Lebenssituationen vergleichbar waren. Entscheidend für die Auswertung war folgende Frage: "Wie zufrieden sind sie alles in allem mit ihrem Leben?"

Auf einer Skala von 0 bis 10 ergab sich eine durchschnittliche Zufriedenheit von 7. Scheidungswillige lagen bei 6,85 zum Zeitpunkt ihrer Heirat, standhafte Eheleute hingegen sahen sich bei 7,25, als sie sich trauen ließen, sagt Lucas. Da die Zufriedenheiten nur wenig variieren, sei die Differenz von 0,4 signifikant.

Der Hochzeitstag ist der schönste Tag

Erstaunlich sei, so die Studie, dass nach der Scheidung weder das Geschlecht, noch das Alter für den Grad der Zufriedenheit eine Rolle spielen. Lediglich eine neue Ehe kann das Glücksgefühl wieder ein wenig heben.

Und selbst glücklichen Menschen bringt der Bund fürs Leben wenig. Sie heiraten zwar häufiger, aber nach einigen Jahren sind sie genauso zufrieden wie vor der Trauung. Also Single bleiben?

Das ist auch nicht der Schlüssel zum Glück: "Dann verschenkt man einige besonders gute Jahre", erklärt Wagner, denn die Zufriedenheit der Alleinstehenden nimmt im Laufe der Zeit ebenso ab, sagen die Daten.

Außerdem sind Unverheiratete grundsätzlich unzufriedener als verheiratete. Wer sich zum Heiraten entschließt, sollte also den Tag genießen, denn: Wie auch immer es ausgeht, so schön wird's nie mehr.

© SZ vom 12.4.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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