Ein dicker, weicher Hamburger, knusprige Pommes, süße Cola und dazu noch ein buntes, lustiges Spielzeug - gestresste Eltern wissen genau, wie sie ihren nörgelnden Sprösslingen beim Einkaufsbummel zu strahlenden Augen verhelfen.
Doch der rettende Imbiss zwischendurch ist nicht unbedingt gesund. Wissenschaftler des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund (FKE) haben kürzlich gezeigt, dass Kinder und Jugendliche, die Fast-Food essen oder Softdrinks trinken, deutlich mehr Kalorien zu sich nehmen und dicker sind als Kinder, die die Schnellrestaurants nur von außen sehen.
Seit 1985 untersuchen die Ernährungsexperten das Essverhalten von Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Donald-Studie (Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study). Für die Fast-Food-Analyse werteten Mathilde Kersting und ihre Kollegen die Daten von 1027 Studienteilnehmern aus. Seit dem ersten Lebensjahr wurde an drei Tagen im Jahr von den Eltern und später von den Kindern selbst dokumentiert, was die Kinder gegessen und getrunken hatten.
Einmal im Jahr wurden die Kinder untersucht. Ein Kind galt als "Fast-Food-Esser", wenn es an mindestens einem der drei Tage einmal Hamburger, Hot-Dogs und Co gegessen oder einen Softdrink zu sich genommen hatte.
Fast-Food-Kinder waren deutlich dicker
Je älter die Kinder wurden, desto häufiger aßen sie Fast-Food, Jungen öfter als Mädchen. Fast-Food-Esser nahmen im Durchschnitt etwa zehn Prozent mehr Kalorien auf, als die Kinder aus der Kontrollgruppe. Bei einem Fast-Food-Tag stammten 22 bis 27 Prozent der täglichen Energieaufnahme aus der Imbissmahlzeit. Im Laufe der Jahre nahmen die Kinder sogar immer mehr Energie aus einer schnellen Mahlzeit bei McDonalds und anderen Burgerbratern auf.
Das hatte Konsequenzen: Fast-Food-Kinder waren deutlich dicker als die Kinder, die sich anders ernährten: Ihr Body-Mass-Index war im Durchschnitt zwischen drei und sieben Prozent höher. "Die Ergebnisse der Studie sind beunruhigend", kommentiert Berthold Koletzko von der Haunerschen Kinderklinik an der Universität München.
Die Resultate bestätigten das, was man aus Untersuchungen mit Erwachsenen weiß: Eine Studie im Fachmagazin Lancet aus dem vergangenen Jahr hatte 3000 junge Erwachsene über 15 Jahre beobachtet. Junge Leute, die häufig in Fast-Food-Restaurants gingen, wurden im Durchschnitt 16 Kilogramm schwerer, als die der Kontrollgruppe. Zusätzlich entwickelten sie eine Neigung, an Diabetes zu erkranken.
"Wir haben im Magen kein Gerät, das die Kalorienmenge misst"
Das Grundproblem bei Fast-Food ist die Energiedichte: Eine Untersuchung der sechs größten Fast-Food-Ketten in Großbritannien zeigte, dass eine durchschnittliche Mahlzeit dort 350 Kilokalorien pro 100 Gramm enthält.
Im Vergleich dazu stecken in einer "normalen" Mahlzeit zwischen 150 und 200 Kilokalorien pro 100g. "Viele Menschen essen pro Mahlzeit zu viele Kalorien", sagt Koletzko. "Wir haben im Magen aber kein Gerät, das die Kalorienmenge misst. Der Magen reagiert vor allem auf die Menge der Nahrung."
Zusätzlich hat die Menge der Kalorien pro Mahlzeit in den letzten Jahren deutlich zugenommen: Eine amerikanische Studie hat gezeigt, dass Hamburger, Chips, Pommes und die anderen schnellen Leckereien zwischen 49 bis 97 Kilokalorien pro Portion enthalten - das sind 16 bis 60 Prozent mehr als noch vor 20 Jahren. Viele Schnellrestaurants tun ihr Übriges, um Kindern und Jugendlichen ihre Produkte schmackhaft zu machen und werben mit günstigen Kombi- oder XXL-Menüs.
Andere dick machende Faktoren wurden nicht berücksichtigt
Verbieten sollte man dem Nachwuchs den Verzehr der Burger jedoch nicht: "Wenn die Eltern ansonsten auf eine vernünftige Ernährung achten, schadet auch der wöchentliche Besuch im Schnellrestaurant nichts", sagt Mathilde Kersting vom FKE. "Von den besonders energiereichen Fast-Food-Menüs raten wir allerdings ab." Und die Ernährung ist schließlich nicht alles.
Ob jemand dick wird, hängt nicht nur davon ab, ob er mitunter Pommes oder Currywurst isst, sondern auch von vielen anderen Bedingungen: Wenig Bewegung, genetische Faktoren, Hormonerkrankungen, Tumore oder psychischer Stress können ebenfalls dazu beitragen, dass jemand übergewichtig wird. Diese Aspekte wurden in der Fast-food-Auswertung der Donald-Studie nicht erfasst.
"Wir wissen, dass Übergewicht durch viele Faktoren beeinflusst werden kann", sagt Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke. "Es kommt auf die Kombination von positiven und negativen Faktoren an, ob jemand dick wird."