Grüne Gentechnik:Aigner erlaubt Anbau von Gen-Kartoffel

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Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner hat den Anbau der Gen-Kartoffel Amflora zu Versuchzwecken erlaubt - und stellt sich damit gegen CSU-Chef Seehofer.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat trotz heftiger öffentlicher Diskussionen den Versuchs-Anbau der umstrittenen Gen-Kartoffel Amflora erlaubt. Das bestätigte eine Sprecherin des Ministeriums.

Bundeslandeswirtschaftsminister Ilse Aigner (CSU). (Foto: Foto: ddp)

Aigner stellte sich mit ihrer Entscheidung gegen CSU-Chef Horst Seehofer, der nach Informationen des Berliner Tagesspiegel bei einem Treffen in München vor einer Woche auf ein Verbot der Gen-Kartoffel gedrängt hatte.

Auf das Ja Aigner reagierte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sehr zurückhaltend. "Das ist eine Entscheidung, die allein die Bundeslandwirtschaftsministerin zu fällen hat", sagte Seehofer. "Das kann ich nicht kommentieren." Seehofer betonte, er habe keinerlei Druck auf Aigner ausgeübt, die Amflora-Versuche zu verbieten. Und Bayerns Umweltminister Markus Söder sagte: "Ich bin sehr enttäuscht. Es ist das falsche Signal."

Aigner hatte ihre Entscheidung getroffen, nachdem die angekündigte Prüfung abgeschlossen worden war. Man sei zu dem Schluss gekommen, dass sich "keine negativen Einflüsse auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt" ergeben hätten, sagte die Sprecherin. Mit der grundsätzlichen Zulassung der gentechnisch veränderten Kartoffel als Futtermittel habe die Entscheidung jedoch nichts zu tun. Darüber müsse die EU-Kommission befinden.

Bei dem Anbau der Gen-Kartoffel Amflora handle es sich lediglich um die Freilandversuche, die der Chemiekonzern BASF in Deutschland durchführen möchte. "Es geht hier nur um Forschung und Saatgutentwicklung", hieß es.

Der Entscheidung vorausgegangen seien Gespräche der CSU-Politikerin mit dem Unternehmen BASF, das die gentechnisch veränderte Stärkekartoffel entwickelt hat. Die Firma habe zugesagt, sich bei der Freisetzung an bestimmte Auflagen zu halten. So solle die Kartoffel nicht wie ursprünglich geplant auf 40 Hektar, sondern lediglich auf 20 Hektar ausgesät werden.

Auch solle es bei einem Versuchsanbau in Mecklenburg-Vorpommern bleiben. Dabei muss gewährleistet sein, dass die Kartoffel nur für Forschungszwecke verwendet wird. Schutzzäune sollen dafür sorgen, dass die Kartoffel nicht in die Lebensmittel- und Futterkette gelangt.

Nach Angaben des Agrarministeriums in Berlin wurde Amflora in Deutschland im vergangenem Jahr auf mehr als 100 Hektar zu Forschungszwecken angebaut. Die Gen-Kartoffel hat einen höheren Stärkegehalt als andere Kartoffeln und kann etwa in der Papier-, Garn- und Klebstoffindustrie eingesetzt werden.

Vor zwei Wochen hatte Aigner die Aussaat des Gen-Mais Mon810 von Monsanto verboten. Sie hatte dies mit neueren Studien begründet, die auf Gefahren für Pflanzen und Tiere hinwiesen.

Damit hatte die Ministerin in der Union eine heftige Debatte über die Zukunft der grünen Gentechnik ausgelöst. Vor allem Bundesforschungsministerin Annette Schavan macht Front gegen das Verbot. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte vor wenigen Tagen vor zu starken Vorbehalten gegen die grüne Gentechnik gewarnt. Zudem hatte die CDU-Vorsitzende auf die finanziellen Folgen für das Unternehmen verwiesen, wenn die beantragten Freilandversuche abgelehnt würden.

© AFP/dpa/ddp-bay/Reuters/bica/mati - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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