Greenpeace-Studie:"Plan B" für den Atomausstieg

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Jemand solle ihr mal vorrechnen, wie Klimaschutz und Atomausstieg zu vereinbaren seien, hatte Angela Merkel gefordert. Die Umweltschützer von Greenpeace haben das jetzt getan.

Christopher Schrader

So wie Andree Böhling es darstellt, reagiert Greenpeace auf eine Herausforderung durch die Bundeskanzlerin.

Greenpeace-Protest vor dem AKW Grundremmingen. (Foto: Foto: dpa)

Angela Merkel habe vor einiger Zeit polemisch verlangt, es solle ihr mal jemand vorrechnen, wie die Ziele des Klimaschutzes mit dem Atomausstieg zu vereinbaren seien.

Böhling, Energiefachmann der Umweltschutzorganisation, hat darum am Donnerstag in Berlin eine Studie vorgestellt, die er "Plan B" nennt und als "nationales Energiekonzept bis 2020" bezeichnet.

Im Auftrag von Greenpeace rechnet darin die Aachener Beratungsfirma EUTech vor, wie Deutschland in 13Jahren bei weiterem Wirtschaftswachstum den Ausstoß der Treibhausgase um 40 Prozent gegenüber 1990 reduzieren und trotzdem 2015 aus der Kernkraft aussteigen könnte - acht Jahre früher als zurzeit geplant.

Drei entscheidende Faktoren

Drei Faktoren seien dafür entscheidend, sagt Böhling. Erstens sollen die erneuerbaren Energieformen so ausgebaut werden, dass sie 2020 ein Drittel des Stroms und ein Fünftel der Heizungswärme liefern.

Zweitens könne die konsequente Nutzung energiesparender Technik den Stromverbrauch gegenüber 2004 um 15 Prozent und den Bedarf für Wärme und Verkehr um elf Prozent senken.

Drittens solle das Energienetz stärker die sogenannte Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) nutzen: Eher kleine, dezentrale Anlagen erzeugen Strom und speisen ihn ins Netz; die umliegenden Wohnungen und Büros werden mit der entstehenden Abwärme geheizt.

"Diesen Faktor habe ich am Anfang auch unterschätzt", sagt Böhling. "Aber in der KWK wirkt die Energie praktisch doppelt." So kann trotz der Energieeinsparungen von bis zu 15 Prozent die Menge der verbrannten Energieträger Kohle, Erdöl und Gas um etwa 30 Prozent abnehmen.

Damit lässt sich das Reduktionsziel bei den Treibhausgasen erreichen, weil Deutschland im Jahr 2004 schon deutlich weniger Treibhausgase ausgestoßen hat als 1990. Der kombinierte Effekt des Energiesparens und der KWK erlaube es auch, bereits 2015 auf Strom aus Kernkraftwerken zu verzichten.

Den Greenpeace-Vorschlägen zufolge sind etliche Gesetzesänderungen nötig, um die Klimaziele zu erreichen. Niemand solle auf Auto oder Flugreise verzichten müssen, sagt Böhling, nur für die Industrie würden schrittweise Vorschriften eingeführt, effizientere Geräte zu bauen oder bei der Produktion einzusetzen.

Über den Preis der Umstellung steht jedoch nichts im "Plan B": Nach Böhlings Worten dürfte das Umsteuern, wie andere Studien gezeigt hätten, den Strom bis 2020 um weniger als einen Cent pro Kilowattstunde verteuern. Danach aber wären erneuerbare Energien konkurrenzfähig.

© SZ vom 23.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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