Giftweizen-Affäre:Wie giftig ist Nitrofen?

Risiko in Grenzen

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(SZ vom 28.05.2002) - Die Toxikologen beim Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) haben derzeit keine leichte Aufgabe. Sie müssen bewerten, welche Gefahren den Konsumenten angesichts des Nitrofen-Skandals drohen.

Wie schädlich ist die Substanz aus der Herbizid-Mottenkiste? Wieviel davon könnten Verbraucher mit dem Geflügelfleisch zu sich genommen haben? "Ganz schwierig" sei die Bewertung, heißt es beim BgVV, " ein Null-Risiko wird dabei nicht herauskommen."

Nitrofen gilt als Krebs erregend und als Auslöser von Lungenmissbildungen. Die Daten dafür stammen aber aus Tierversuchen. Dennoch bestehe "keine akute Gefahr" für die Verbraucher, sagt Dieter Schrenk. "Womöglich aber", meint der Lebensmittelchemiker und Umwelttoxikologe an der Universität Kaiserslautern, "kommt man mit Nitrofen-Belastungen aus dem Geflügelfleisch an die Grenze des toxikologisch Duldbaren."

Die Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulmbach hat im aktuellen Fall laut BgVV zwischen 0,08 und 0,8 Milligramm Nitrofen pro Kilogramm in Putenfleisch gefunden. Selbst wenn jemand unglücklicherweise fünf belastete Putenschnitzel gegessen hätte, käme er nicht über eine Belastung von 0,01 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Eine solche Dosis wäre wohl kaum gefährlich.

Die Versuchstiere hatten über längere Zeit das rund Sechstausendfache bekommen - Tag für Tag. Weil es generell schwierig sei, von solchen Daten auf den Menschen zu schließen, gingen Toxikologen sicherheitshalber davon aus, dass schon eine tausendfach geringere Dosis als im Tierversuch eine Wirkung auf den Menschen haben könnte.

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