Bei einer Anhörung im Bundestag haben Experten den Mangel an postmortalen Organspenden in Deutschland als dramatisch geschildert. Pro Tag stürben zwei bis drei Menschen, weil sie nicht rechtzeitig eine Organspende bekämen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Organtransplantation, Günter Kirste, in Berlin. Die Anhörung war von der Enquêtekommission "Ethik und Recht der modernen Medizin" organisiert worden.
Kirste sagte, es müssten mindestens 60 Menschen pro eine Million Einwohner im Jahr mit Organspenden versorgt werden. Dies sei beim derzeitigen Stand nicht möglich. Mehr als 13.000 Menschen seien auf der Warteliste für eine Organspende. Es könne nicht hingenommen werden, dass wir Menschen nicht helfen können, obwohl es medizinisch möglich wäre, kritisierte er.
Der Transplantationsbeauftragte Josef Briegel vom Klinikum der Universität München sagte, es fehle an Untersuchungen, wie viele Menschen in Deutschland an einem Hirntod stürben. Er vermute, dass 50 bis 70 Prozent der Hirntoten, deren Organe für andere verwendet werden könnten, nicht gemeldet werden.
Ein Grund dafür sei die Situation kleinerer Krankenhäuser, die oft überfordert seien. Nach dem Transplantationsgesetz bestehe zwar Meldungspflicht der Krankenhäuser. Die Transplantationsbeauftragten hätten jedoch keine Kontroll-Möglichkeit.
Thomas Bein, Leiter der anästhesiologischen Intensivstation am Klinikum der Universität Regensburg, wies auf die Personalknappheit in den Intensivstationen hin. Besonders das Pflegepersonal sei enorm belastet, sagte Bein. Nötig sei eine psychische Unterstützung für das Personal, damit die Kliniken sich aktiver an einer Zunahme der Organspenden beteiligen können.