Gesundheit:Fit trotz Fett

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Eine gute Nachricht für alle Liebhaber des fetten Genusses: Magerkost allein ist kein Garant für Gesundheit. Es kommt auf die Qualität an.

Werner Bartens

Gesundheitsapostel wird es irritieren. Wer schon zum Frühstück gerne Speckeier isst und auch sonst deftige Hausmannskost bevorzugt, wird sich hingegen bestätigt fühlen: Weniger Fett im Essen führt offenbar nicht zu weniger Krankheiten.

Anscheinend ist es für die Gesundheit gleichgültig, ob der gesamte Fettanteil in der Nahrung eher satte 40 oder doch nur magere 20 Prozent beträgt. Zu diesem Ergebnis kommen zumindest amerikanische Mediziner und Ernährungsexperten im Journal of the American Medical Association, das diesen Mittwoch erscheint.

"Das ist schon überraschend spektakulär", sagt Gerd Assmann, Experte für Fettstoffwechselstörungen an der Universität Münster. "Man hätte einen deutlich größeren positiven Effekt bei dieser Ernährungsumstellung erwartet."

Immerhin haben die Wissenschaftler fast 50.000 Frauen durchschnittlich acht Jahre lang beobachtet. Demnach verringerte sich ihr Risiko, Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Brustkrebs und Dickdarmkrebs zu erleiden, nicht, wenn der Fettanteil in der Nahrung dauerhaft gesenkt wurde.

Einziger positiver Effekt der verordneten Magerkost: Das Gewicht der korpulenten Teilnehmerinnen sank um durchschnittlich zwei Kilogramm.

Die Frauen im Alter zwischen 50 und 79 Jahren wurden seit 1993 für die Untersuchung rekrutiert. 40 Prozent von ihnen sollten eine fettarme Diät befolgen. Zudem standen mehr Obst, mehr Gemüse und auch mehr Getreideprodukte auf ihrem Speiseplan.

Die anderen 60 Prozent hielten hingegen ihre von keinerlei Enthaltsamkeit getrübten Ernährungsgewohnheiten bei. Während der Studie gelang es den Teilnehmerinnen in der Diätgruppe tatsächlich, zunächst nur 24 Prozent, später 29 Prozent ihres täglichen Energiebedarfs durch Fett zu decken.

Die Frauen in der Vergleichsgruppe nahmen hingegen Nahrung mit einem durchschnittlichen Fettanteil von 40 Prozent zu sich.

Die jahrelange fettarme Fron zahlte sich indes nicht aus. Denn der weitgehende Verzicht auf Sahne, Schmalz und Schweinefleisch zugunsten von Obst, Müsli und anderen gesünderen Nahrungsmitteln führte nicht dazu, dass Frauen, die Diät hielten, häufiger von Krankheiten verschont blieben.

Denn Herzinfarkt, Schlaganfall, Gefäßverkalkung, Brustkrebs, Dickdarmkrebs - alles Leiden, die mit einer fettreichen Ernährung in Verbindung gebracht werden - traten in den beiden Gruppen ähnlich häufig auf.

Qualität statt Quantität

"Nur weniger Fett zu essen ist zu wenig, um gesund zu leben", sagt Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke. Von den Verbrauchern werde mehr verlangt: "Es kommt auf die Qualität des Fetts an, nicht auf die Quantität."

Gesunde Fettquellen seien pflanzliche Öle aus Oliven und Raps mit ungesättigten Fettsäuren - und natürlich Fisch. "Zudem gibt es genügend Beweise, dass viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte gesund sind", sagt Schulze.

"Eine herzgesunde Ernährung muss nicht besonders fettarm sein", sagt auch Gerd Assmann. "Von den gesunden Fetten sollten wir sogar mehr essen, als wir es gegenwärtig tun."

Die mediterrane Kost, die von Ernährungswissenschaftlern empfohlen wird, ist auch nicht besonders fettarm. "Vielmehr enthält sie die richtigen Fette", sagt Assmann.

© SZ vom 8.2.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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