Geschlechter:Die Wahrheit über Mann und Frau

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Männer und Frauen ähneln sich angeblich in vielerlei Hinsicht mehr, als immer behauptet wird.

Werner Bartens

Sie hat keinen Orientierungssinn. Sie kann nicht einparken. Sie muss dauernd Schuhe kaufen. Und sie will immer reden. Er hingegen: kann nicht zuhören, will beim Frühstück Zeitung lesen, mag zu Hause keine Ordnung halten. Und er denkt immer nur an das Eine.

Aus gegebenem Anlass kann man hinzufügen: Er leidet an chronischer Selbstüberschätzung, sie unter ständigen Zweifeln. Er lebt ungesund, sie braucht auch mal etwas Zeit für sich. Folglich werden Koalitionen zwischen Mann und Frau nach wenigen Monaten zur Zerreißprobe.

Dann fängt sie an, ihn permanent verändern zu wollen. Und er sehnt sich nach der Zeit zurück, da noch süße Verliebtheit und nicht Taktik und Sondierungsgespräche das häusliche Miteinander bestimmten.

Der Rest ist bekannt: Er zieht sich an den Flugsimulator zurück, sie investiert in Pflegeserien oder liest diese seltsamen Bücher. Bücher wie: "Männer sind vom Mars. Frauen von der Venus", "Du kannst mich einfach nicht verstehen" oder "Männer sind anders, Frauen auch".

Sie will dann, dass er diese Bücher auch liest. Sie will, dass beide ihr Anderssein akzeptieren und sich harmonisch ergänzen. Kurz: Sie will schon wieder reden, er immer noch seine Ruhe.

Macht keinen Unterschied

Alles Humbug. Schließlich hat die Wissenschaft erfrischend gegen den Trend festgestellt: Ob sie oder er - völlig egal. Macht sowieso keinen Unterschied. Denn Männer und Frauen ähneln sich angeblich in vielerlei Hinsicht mehr, als in Medien und populären Büchern immer behauptet wird. Das schreibt jedenfalls Janet Shibley Hyde in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift American Psychologist (Bd.60, S.581, 2005).

Die Psychologin von der University of Wisconsin hat viele Belege für ihre Gleichmacherei gefunden: In 46 Überblicksstudien ermittelte sie kaum Unterschiede im Sozialverhalten, der Kommunikation und der seelischen Zufriedenheit zwischen Mann und Frau.

Differenzen - mit klaren Vorteilen auf Seiten der Männer - fanden sich lediglich in Randsportarten wie Weitwurf, Masturbationsfrequenz und körperliche Aggression. Hyde befürchtet, dass Frauen aufgrund nicht gerechtfertigter Rollenklischees im Beruf benachteiligt würden.

Und was ist in der Partnerschaft? Hyde selbst hat doch analysiert, dass Frauen in der Kategorie "verbale Aggression" Männern in nichts nachstehen. Das hat Folgen, jetzt schon: Sie besetzt Sofa, Telefon, Badewanne oder andere strategisch wichtige Positionen. Er flüchtet aus dem Haus und übt Weitwurf.

© SZ vom 21.9.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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