Gentechnik:Bauern wehren sich gegen "Schweinepatent"

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Hunderte Landwirte haben in München gegen Patente auf Tiere und Pflanzen demonstriert. Sie fordern, die "Gier der Konzerne auf Lebewesen" zu begrenzen.

Bauern und Umweltschützer sind in München gegen Patente auf Tiere und Pflanzen auf die Straße gegangen. Mehrere hundert Demonstranten zogen zum Europäischen Patentamt und übergaben einen Sammeleinspruch gegen ein Patent eines US-Konzerns auf ein Schweine-Zuchtverfahren. Über 50 Organisationen sowie 5000 Privatleute tragen den Einspruch mit.

Hunderte Demonstranten protestieren gegen Patente auf Tiere. (Foto: Foto: dpa)

"Es gibt neue Patentanträge, die reichen von der Kuh bis zur Milch und dem Joghurt", erklärte Romuald Schaber vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter. "Die Bundesregierung muss der Gier der großen Konzerne auf Lebewesen endlich Grenzen setzen", forderte er.

Auch das Land Hessen kämpft gegen das Patent. Es legte am Mittwoch ebenfalls Einspruch dagegen ein, wie das Wiesbadener Landwirtschaftsministerium mitteilte.

Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) kündigte auf der Kundgebung in München an, dass der Freistaat sich einer Bundesratsinitiative Hessens gegen Patente auf Tiere anschließen werde. "Das Recht auf Leben steht der Schöpfung zu und nicht den Forschungsabteilungen einzelner Konzerne", sagte er.

Auf der Spur des Gewicht-Gens

Die US-Firma Newsham Choice Genetics will sich einen Gentest patentieren lassen, der die Zucht von besonders ertragreichen Schweinen ermöglichen soll. Mit dem Test lässt sich ein Leptin-Rezeptor-Gen im Erbgut der Tiere aufspüren, das die Schweine schnell fett werden und ihr Fleisch noch dazu beim Braten weniger schrumpfen lässt. Tiere, die dieses Gen tragen, könnten dann gezielt für die Zucht ausgewählt werden.

Allerdings umfasst der Anspruch des Patents nicht nur den Test, sondern auch die damit getroffene Auswahl geeigneter Schweine und deren "Verwendung als Vater- und Muttertiere in einem Zuchtplan zur Erzeugung von Nachwuchs".

Wie genau sich dieses Patent letztlich auswirkt, ist unklar: Bauern und Umweltverbände fürchten vor allem, dass der Gentest quasi durch die Hintertür zu einem Patent auf ein in vielen Schweinen existierendes Gen werden könnte. Jeder Bauer, der ein Tier mit diesem Gen im Stall stehen hat, müsste dann Gebühren zahlen, so die Sorge der Landwirte.

Diese Befürchtung hält das Europäische Patentamt für unbegründet. Nur wer seine Tiere mit dem patentierten Testverfahren züchte, müsse zahlen, sagte Sprecher Rainer Osterwalder.

Eine andere Sorge der Landwirte konnte er jedoch nicht zerstreuen: Müssen Bauern, die das genetische Auswahlverfahren einmal angewandt haben, für alle Nachkommen der so gezüchteten Tiere zahlen? In dieser Frage werden wahrscheinlich Gerichte entscheiden. Dies kann Jahre dauern. Aber auch das Einspruchsverfahren im Patentamt kann wegen der komplizierten Fragen mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Den Gentest hat der US-Konzern Monsanto entwickelt und mittlerweile an die Firma Newsham Choice Genetics verkauft. Das Europäische Patentamt hat die Genehmigung dafür im Juli vergangenen Jahres erteilt. Am Donnerstag endet die Einspruchsfrist.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Susanne Popp
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