Genforschung:Auf Stammzellen programmiert

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Forscher suchen neue Wege, um Universalgewebe zu gewinnen: Mit einem Trick lassen sich Zellen aus dem Bindegewebe so umprogrammieren, dass sie embryonalen Stammzellen gleichen.

Wenn man das Erbgut aus einer befruchteten Eizelle heraussaugt, neues Genmaterial hineinpackt und daraus einen Embryo züchtet, ist das ein Mord an dem Lebewesen, das sich aus dem ersten Erbgut hätte entwickeln können?

Stammzellenkolonie: Gene in Bindegewebszellen eingeschleust (Foto: Foto: dpa)

Ist es eine Entführung, wenn man die entfernten Chromosomen aufbewahrt? Oder einfach nur eine Bastelei mit Erbgut? Das sind Fragen, mit denen sich Juristen einmal befassen müssen. Momentan aber ist es nur ein Experiment, das Stammzellforscher von der Harvard University in Cambridge, Massachusetts, mit Eizellen von Mäusen durchgeführt haben ( Nature, Bd. 447, S. 679, 2007).

Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass auch befruchtete Eizellen noch das Potenzial in sich bergen, Gewebe eines erwachsenen Tieres chemisch so neu zu programmieren, dass sich daraus Stammzellen oder sogar ein ganzer Embryo entwickelt.

Nicht mehr von freiwilligen Eizellspenden abhängig

Diese Fähigkeiten kannte man bislang nur von unbefruchteten Eizellen und den so genannten embryonalen Stammzellen (ES-Zellen) selbst. Sollte diese Technik auch mit menschlichen Zellen funktionieren, wäre die Stammzellforschung nicht mehr von freiwilligen Eizellspenden abhängig, die sie bislang für die Herstellung von ES-Zellen benötigt. In den Kühlschränken der Fruchtbarkeitskliniken lagern tausende befruchtete Eizellen mit unbestimmter Zukunft.

Von einer weiteren neuen Methode zur Herstellung von Stammzellen berichten zwei andere Forschergruppen ebenfalls in Nature (online). Durch einen gentechnischen Trick ist es ihnen gelungen, Zellen des Bindegewebes von Mäusen in solche zu verwandeln, die ES-Zellen-ähnliche Eigenschaften zeigen, sich also in zahlreiche Gewebetypen des Organismus verwandeln können.

Dazu schleusten sie Gene in die Bindegewebszellen ein, die normalerweise in Stammzellen besonders aktiv sind. Auch hier ist noch unklar, ob die Technik bei menschlichen Zellen funktioniert. Eine Stammzelltherapie aber rückt durch die neuen Verfahren noch nicht in greifbare Nähe.

© SZ vom 8.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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