Geflügelpest breitet sich gen Westen aus:Drei Menschen in Ankara infiziert

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Vogelgrippe-Alarm in der türkischen Hauptstadt: drei Menschen wurden positiv getestet. Die größte Sorge bereitet der WHO jedoch die tödliche Virusvariante. Denn der Erreger konnte tausende Kilometer von Südostasien bis Ostanatolien überwinden.

Nach Behördenangaben wurden in der türkischen Hauptstadt drei Patienten positiv auf einen einschlägigen Erreger getestet. Allerdings stand am Sonntag noch nicht fest, ob es sich um den tödlichen Virusstamm H5N1 handelte.

Diesem fielen zwei Geschwister in der osttürkischen Stadt Van zum Opfer, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) inzwischen definitiv bestätigte.

Die Infektionen von Vögeln in der Türkei verbreiteten sich noch ein Stück weiter nach Westen. Auch nahe der Stadt Bursa südlich von Istanbul wurde laut der Nachrichtenagentur Anadolu Vogelgrippe bei Geflügel registriert. Die größte Sorge bereiteten der WHO laut Sprecherin Maria Cheng jedoch die ersten Ansteckungen einschließlich der ersten beiden Todesfälle von Menschen außerhalb des Fernen Ostens.

Insgesamt 50 Verdachtsfälle in der Türkei

Insgesamt haben sich nach amtlichen Angaben bis Sonntag mindestens acht Türken mit der Vogelgrippe infiziert, drei von ihnen definitiv mit dem H5N1-Erreger. Neben den beiden Verstorbenen aus Dogubayazit in der südosttürkischen Provinz Van war ein fünfjähriger Junge betroffen, der im Krankenhaus von Van um sein Leben kämpfte.

Bei der ebenfalls verstorbenen Schwester des Geschwisterpaares sowie einem erkrankten achtjährigen Mädchen aus Van stand der Erregertyp noch nicht endgültig fest.

Dies galt auch für die drei Patienten in Ankara - nach amtlichen Angaben ein Erwachsener und zwei Jungen, die Brüder sind. Die Zahl der vageren Verdachtsfälle bei Menschen in der Türkei stieg nach WHO-Angaben auf rund 50. Laut Sprecherin Cheng wurde am Sonntag noch geprüft, ob die Krankheit womöglich von Mensch zu Mensch übertragen wurde. Die türkische Gesundheitsbehörden schlossen dies allerdings weitgehend aus.

Cheng verwies auf die großen Entfernungen zwischen Südostasien und der Türkei. Wenn das tödliche Virus eine solche räumliche Distanz überbrücken könne, sei dies in der Tat sehr Besorgnis erregend. In Südostasien und China sind der Vogelgrippe schon mehr als 70 Menschen zum Opfer gefallen, die sich bei erkrankten Vögeln infiziert hatten. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch konnte bislang nicht nachgewiesen werden. Die Möglichkeit wird aber zunehmend befürchtet, da das Virus mutieren könnte.

Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer bot der Türkei im Kampf gegen die Vogelgrippe die Hilfe Deutschlands an. Man könnte sofort Virologen des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit auf der Insel Riems entsenden, schrieb der CSU-Politiker in der Bild am Sonntag. Die Fälle zeigten, dass man auch in Deutschland äußerst vorsichtig sein müsse, doch sei man mit einem bundesweiten Krisenplan bestens vorbereitet.

In der Gegend um Dogubayazit, dem Heimatort der verstorbenen Geschwister, wurden schon etwa 30.000 Vögel vorsorglich getötet. Viele Dorfbewohner wehrten sich nach Behördenangaben immer noch verzweifelt dagegen, weil sie ihre Lebensgrundlage bedroht sahen. Die Regierung verstärkte ihre Informationskampagne, um die Menschen über die Gefahren einer Infektion aufzuklären. Die Jagd auf Vögel wurde landesweit verboten.

Die russischen Gesundheitsbehörden warnten am Sonntag vor Reisen in die Türkei. Touristen sollten insbesondere den Osten des Landes meiden und sich bei einer Rückkehr medizinisch untersuchen lassen, hieß in einer Empfehlung. Insgesamt reisen jährlich eine halbe Million Russen in die Türkei, vor allem an die Mittelmeerküste. Diese ist allerdings weit von den Gebieten entfernt, in denen die Vogelgrippe aufgetreten ist.

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