Fußball-Studie:Die Last der Laufbahn

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Gerade ist der FC Bayern zum 19. Mal Deutscher Meister geworden, dabei hätte eigentlich Schalke 04 die Schale gewinnen müssen - wissenschaftlich gesehen.

Trotz eines völlig ungeeigneten Stadions ist der FC Bayern München zum 19. Mal deutscher Fußballmeister geworden. Aus wissenschaftlicher Sicht hätte eher der FC Schalke O4 die Meisterschale erringen müssen, wie eine Studie des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) ergab.

Heimnachteil Tartanbahn (Foto: Foto: ddp)

Denn im Gegensatz zur neuen Arena AufSchalke trennt im alten Münchener Olympiastadion eine Tartanbahn das Spielfeld von den Zuschauerrängen. Das mindere eklatant den Heimvorteil, stellten die Bonner Wissenschaftler nach Auswertung von mehr als 3500 Bundesliga-Begegnungen fest.

Mehr Nachspielzeit

Demnach gestehen die Schiedsrichter in Stadien ohne Laufbahn zurückliegenden Heimteams erheblich mehr Nachspielzeit zu. So bekommen Heimmannschaften länger die Chance, den Rückstand noch wettzumachen. "Wahrscheinlich ist der Schiedsrichter einem höheren sozialen Druck ausgesetzt, wenn sich die Zuschauer direkt am Spielfeld befinden", interpretierte der Bonner Wissenschaftler Thomas Dohmen das Ergebnis der Studie.

Dafür, dass sich Schiedsrichter dem Zuschauer-Druck beugen, spreche auch eine weitere Beobachtung: Je näher die rivalisierenden Teams beieinander wohnten, desto geringer falle die Begünstigung der Heimmannschaft durch den Unparteiischen aus. "Je näher der Gegner, desto mehr Fans fahren zu einem Auswärtsspiel", erläuterte Dohmen. Und umso erdrückender sei natürlich dann auch der Druck auf den Referee.

Für seine Studie griff der Forscher auf Daten der Firma "Innovative Medientechnik und Planung" (IMP) zurück. Die IMP betreibt die einzige offiziell von der Deutschen Fußball Liga anerkannte Bundesliga-Datenbank und sammelt pro Spiel mehr als 2000 Einzelfakten - darunter zum Beispiel die Länge der Nachspielzeit.

Zusätzlich bewertet sie, ob die Schiedsrichter-Entscheidungen im jeweiligen Spiel korrekt waren. Dazu greifen die IMP-Experten unter anderem auf Video-Aufnahmen zurück.

So waren laut IMP-Daten vom Beginn der Saison 1993/94 bis zur Winterpause 2003/04 fünf Prozent der Torentscheidungen für das Heimteam umstritten oder gar falsch. Für das Auswärtsteam lag diese Quote nur bei vier Prozent. Auch hier gilt: Wenn die Zuschauer näher am Geschehen sind, trifft der Unparteiische eher eine umstrittene oder falsche Entscheidung.

Umstrittene "Heim-Elfer"

Das gilt auch für Strafstöße: 857-mal entschied der Schiri im genannten Zeitraum auf Elfmeter. Auch hier zählten die IMP-Experten häufiger falsche oder umstrittene Entscheidungen für die Hausherren: Die Referees gaben nur 65 Prozent aller "Heim-Elfer" zu Recht.

Bei Strafstößen für die Gäste lag die Quote immerhin bei 72 Prozent. In Stadien wie der "Schalke-Arena" zeigten die Unparteiischen zudem deutlich häufiger auf den Punkt als auf Plätzen Marke "Olympiastadion". Ein zusätzlicher Heimvorteil entstand den Hausherren dadurch aber nicht.

Unter diesen Vorzeichen befürchten die Forscher, dass es in der kommenden Saison noch schwerer wird, den FC Bayern München zu bezwingen. Dann tritt der Rekordmeister in der neuen Allianz Arena an. Und diese hat keine Laufbahn.

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