Die Apnoetaucher trainieren auch eine spezielle Atemtechnik, das sogenannte Buccle Pumping. Nachdem sie bereits bis zum Anschlag eingeatmet haben, pressen sie weitere fünf Liter Luft in ihre Lungen. Dabei sehen die Taucher aus, wie Fische, die an Land nach Luft schnappen. "Dadurch vergrößere ich mein normales Lungenvolumen von zehn auf knapp 15 Liter", sagt Nitsch.
Dann zieht ein Helfer an einer Leine und die Schlittenkonstruktion rauscht mitsamt dem Athleten in die Tiefe - rasend schnell. Herbert Nitsch erreichte die 214-Meter-Marke in exakt eineinhalb Minuten. Auf seinem Ritt zum Rekord sank er mit einer Geschwindigkeit von bis zu 3 Meter pro Sekunde.
Sobald er mit dem Kopf ins Wasser eintaucht, verlangsamt sich sein Pulsschlag und der Körper schaltet auf ein Sauerstoffsparprogramm. Dieser Tauchreflex - über den alle Warmblüter verfügen - wird durch Kälterezeptoren im Gesicht ausgelöst. Das Herz schlägt jetzt weniger als 30 mal in der Minute.
"Der Druck auf die Nebenhöhlen ist dagegen umso schmerzvoller", sagt Benjamin Franz. Bis er sich vor fünf Jahren bei seiner Jagd nach dem Tiefenrekord schwer verletzte, gehörte auch er zur Elite der No-Limit-Taucher.
Der Taucher muss für ständigen Druckausgleich sorgen
"Auf dem gesamten Weg nach unten denkt man an nichts anderes als an den Druckausgleich", sagt Franz. Damit dem Taucher nicht nach kurzer Zeit die Trommelfelle platzen, muss er für einen ständigen Druckausgleich im Mittelohr sorgen. "Einige lassen sich die Nasennebenhöhlen und Stirnhöhlen vor dem Tauchgang mit einer Kochsalzlösung füllen", sagt Christoph Klingmann, Hals-Nasen-Ohren Arzt am Uniklinikum Heidelberg. Das spart kostbaren Sauerstoff.
Benjamin Franz hält diese Entwicklung für riskant: "Für mich war immer dann die Grenze erreicht, sobald ich keinen Druckausgleich mehr machen konnte. Flute ich meine Nebenhöhlen, überliste ich mein körpereigenes Warnsignal und gehe damit gefährlich leicht über meine Grenzen hinaus."
Herbert Nitsch hat eine andere Methode entwickelt. Er benutzt eine wassergefüllte Plastikflasche mit einer Art Strohhalm. "20 bis 30 Meter unter der Wasseroberfläche verlangsame ich meine Geschwindigkeit und blase eineinviertel Liter Luft in die Flasche", sagt Nitsch.
In 214 Meter Tiefe, bei 22,4 Bar, lastet ein Gewicht von mehreren Tonnen auf Nitschs Körper. Seine Lunge ist so zusammengepresst, dass sie 20 mal so klein ist wie normal. Sie ist nicht größer als eine Faust. Da sie über keine Schmerzrezeptoren verfügt, bekommt er davon nichts mit.