Forschungsgipfel:"Mehr Tempo"

Die Innovationsfähigkeit in Deutschland muss gefördert werden, sind Wissenschaftler und Manager überzeugt. Dazu gehört die Bereitschaft, schneller zu agieren und mehr Risiko zu übernehmen - für Forscher und Kapitalgeber.

Von Christopher Schrader

Deutschland braucht eine Innovationsinitiative, sind viele Wissenschaftler und Wirtschaftsmanager überzeugt. "Warum investieren wir nicht zumindest einen Teil der Steuereinnahmen der kommenden Jahre in unsere Zukunftsfähigkeit - also in die digitale Bildung der jungen Menschen, in die Batterietechnologie, in Big Data und künstliche Intelligenz?", fragte VW-Chef Martin Winterkorn am Mittwoch in Berlin. Deutschland brauche "mehr Risikobereitschaft und mehr Tempo". Viele Teilnehmer des ersten Forschungsgipfels in der Hauptstadt, eines Treffens von Vertretern der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, stimmten ihm zu.

In all diesen Bereichen sei mittlerweile "die Botschaft angekommen, dass eine Weiterentwicklung des Innovationssystems wichtig für den Standort Deutschland ist", ist Jörg Hacker, Präsident der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina überzeugt. Die Reform müsse auch eine Willkommenskultur für international mobile Wissenschaftler und soziale Innovationen einschließen, etwa beim Knüpfen von Netzwerken über die Grenzen traditioneller Institutionen hinweg. Deutschland generiert einen höheren Anteil seiner Wirtschaftsleistung aus Innovation als jeder andere europäische Staat, betonten die Experten. Vor allem in der Digitalisierung und der Biotechnologie sehen sie die Wachstumsbranchen der Zukunft.

In wichtigen Bereichen der technischen Innovation sei Deutschland aber zurückgefallen, klagte der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Martin Stratmann. "Deutschland ist Meister der inkrementellen Innovation", vorhandene Produkte würden in engem Schulterschluss zwischen angewandter Forschung und Industrie immer weiter verbessert. "Aber bei Durchbruch-Innovationen hat Deutschland Schwächen." Hier müsse es mehr Transfer zwischen Grundlagenforschung und Wirtschaft geben. Die Umwälzung der Kommunikationstechnik zum Beispiel gehe von Amerika, Japan und Südkorea aus.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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