Forschungsfehler:Verwechselt

Tumorforscher haben womöglich jahrzehntelang im Labor mit den falschen Zellen gearbeitet. Etwa 1700 veröffentlichte Studien nutzten die kompromittierte Zelllinie, zum Glück sind nicht zwangsläufig alle Daten wertlos.

Von Hanno Charisius

Tumorforscher haben womöglich jahrzehntelang im Labor mit den falschen Zellen gearbeitet. Eine genetische Analyse der heute verwendeten Zellen zeigt klar, dass sie nicht zu jenem Tumor gehören, aus dem sie in den 1960er-Jahren angeblich gewonnen wurden, das berichten schwedische Wissenschaftler im Fachblatt Science Translational Medicine. Ihre Untersuchung ergab, dass die Zellen, die weltweit von Labors verwendet werden, die Fragen der Tumorentstehung im Kopf untersuchen, wohl tatsächlich aus einem menschlichem Glioblastom - einem bösartigen Hirntumor - stammen, aber von einem anderen. Etwa 1700 veröffentlichte Studien basieren auf der kompromittierten Zelllinie. Da niemand weiß, wann das Original mit den anderen Zellen vertauscht wurde, lässt sich nicht rekonstruieren, wie viele Wissenschaftler mit den falschen Zellen gearbeitet haben. Vollkommen nutzlos ist ihre Arbeit durch die Verwechslung nicht, die Daten lassen sich nur nicht mehr so einfach mit denen anderer Labore vergleichen. Der Fall zeigt, wie wichtig es ist, dass Forscher die Identität der Zellen, mit denen sie arbeiten, regelmäßig prüfen.

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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