Fälschung:Einunddreißig Mal Betrug

Die Harvard-Klinik bittet um den Rückzug von Studien des viel kritisierten Ex-Laborleiters und Stammzellenforschers Piero Anversa aus Fachjournalen. Mehr als zweieinhalb Dutzend Veröffentlichungen sollen davon betroffen sein.

Von Kathrin Zinkant

Der ehemalige Harvard-Stammzellforscher Piero Anversa hat in mehr als zweieinhalb Dutzend medizinischen Veröffentlichungen mutmaßlich gefälschte oder erfundene Daten publiziert. Wie das US-Nachrichtenportal STAT gemeinsam mit dem Blog "Retraction Watch" berichtet, drängen die medizinische Fakultät der Universität und das Brigham and Women's Hospital in Boston darauf, dass die betroffenen Fachjournale die Studien zurückziehen. Eine Liste der Publikationen liegt derzeit noch nicht vor. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass Anversa auffällig geworden ist. Der Forscher, der im März für einen Posten im Nationalen Gesundheitsinstitut Italiens gehandelt wurde, steht seit vier Jahren unter massiver Kritik, gegen die er sich jedoch wehrt. 2014 verklagte er seine damaligen Arbeitgeber Harvard und Brigham wegen Rufschädigung, nachdem die Einrichtungen zwei hochrangige Journale auf Unstimmigkeiten in Anversas Arbeiten hingewiesen und einen Rückzug der Studien erreicht hatten. In Zusammenhang mit dem Vorwurf der Rufschädigung ging es damals unter anderem um den Verkauf eines Unternehmens Anversas, der durch den Rückzug der Studien erschwert worden sei. Das Verfahren endete mit einem Vergleich. Anversa behauptet, Stammzellen im Herzmuskel entdeckt zu haben und daraus regenerative Therapien ableiten zu können. Forscher des Feldes sind bislang jedoch daran gescheitert, die Arbeiten des Forschers zu reproduzieren, und halten die Existenz der proklamierten Stammzellen für sehr unwahrscheinlich.

© SZ vom 16.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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