Ethikpapier der Nasa:Und was ist mit dem Sex im All?

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Ein Ethik-Papier der Nasa beschäftigt sich mit möglichen Problemen der Astronauten während der langen Reise zum Mars. Vor einem besonders heiklen Thema drücken sich die Fachleute jedoch noch.

Bis zu drei Jahren soll die bemannte Marsmission der Nasa dauern. Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, kursiert in der US-Raumfahrtbehörde nun ein Papier, in dem mögliche Probleme diskutiert werden.

Denn die könnten reichlich auftreten: So stellt sich die Frage, was mit einem Astronauten passiert, der während der Mission stirbt. Wird sein Leichnahm im All "beigesetzt" oder wird er mit zurück genommen?

Oder wann ist der Zeitpunkt, an dem bei einem kranken Raumfahrer lebenserhaltende Maßnahmen eingestellt werden, die wichtigen Sauerstoff verbrauchen? Und sollte die Nasa die Krankheitsanfälligkeit ihrer Astronauten über Gentests feststellen?

"Wie man sich vorstellen kann, ist das nichts, worüber die Leute gerne sprechen", sagt Richard Williams, Gesundheitsbeauftragter der Raumfahrtbehörde. "Wir versuchen, einen ethischen Rahmen zu entwickeln, mit dessen Hilfe Kommandanten und Missions-Manager künftig solche schwierigen Entscheidungen treffen können."

So gibt das Papier auf einige Gesundheitsfragen bereits recht konkrete Antworten. Demnach dürfen Astronauten auf Allflügen höchstens einer Strahlung ausgesetzt werden, die das Krebsrisiko während ihrer Laufbahn um drei Prozent erhöhen könnte. Die maximale Wochenarbeitszeit wird auf 48 Stunden festgeschrieben.

Bei akuten Problemen selbst entscheiden

Schwierige Themen hingegen werden noch ausgeklammert: So ist vom jüngst vieldiskutierten Komplex "Sex im Weltraum" keine Silbe zu lesen.

Allerdings, räumt Nasa-Berater Paul Root Wolpe, Bioethiker an der Universität von Pennsylvania ein, wird sich die Nasa dem Thema kaum lange verschließen können: "Es muss eine Entscheidung über gemischt-geschlechtliche Crews getroffen werden, und darüber wird es heftige Debatten geben."

Auch im Hinblick auf Tod und Krankheit ist nicht viel erhellendes in dem Papier zu lesen: So wird lediglich angemahnt, dass hierfür noch Richtlinien aufzustellen seien.

Wenn derzeit ein Astronaut auf der Internationalen Raumstation ISS schwer krank wird, kann er innerhalb weniger Stunden in einer Sojus-Kapsel zur Erde zurückgebracht werden. Dies war bislang allerdings noch nicht nötig. Auf einer Mars-Mission wäre das nicht möglich.

Bei einem Flug zum Roten Planeten könnte die Besatzung in kurzfristigen Entscheidungen auch nicht auf die Hilfe des Kontrollzentrums auf der Erde bauen. Über Funk eine Frage zu stellen und eine Antwort darauf zu erhalten, würde insgesamt fast eine halbe Stunde dauern.

Bislang musste die Nasa noch nie wegen gesundheitlicher Probleme eine Mission abbrechen.

Allerdings hatte eine Studie des Johnson Space Centers, einer Einrichtung der Nasa, im März beunruhigende Ergebnisse gebracht. So könnte der Rückgang der Knochensubstanz, unter dem viele Langzeitastronauten leiden, auf der Marsmission für ein stark erhöhtes Risiko von Knochenbrüchen sorgen. Auch könnte die natürliche Radioaktivität im All die Zellen der Weltraumreisenden auf lange Sicht schwer schädigen.

Kritiker bemängeln, dass die USA sich bislang nicht ausreichend auf die Möglichkeit von Todesfällen im All vorbereitet hätten. "Ich glaube nicht, dass sie in der Vergangenheit gut darin waren, mit diesen Fragen umzugehen", sagt der frühere Astronaut und studierte Mediziner Story Musgrave, der an sechs Raumflügen teilnahm. "Aber es ist sehr gut, dass sie sich jetzt Gedanken darüber machen."

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