Epidemiologie:Fund im Baum

In einer Detektivarbeit haben Forscher wohl den Ursprung der Ebola-Epidemie in Westafrika identifiziert: Ein Kind steckte sich beim Spielen in einem hohlen Baum bei einer infizierten Fledermaus mit dem Virus an.

Von Berit Uhlmann

In Meliandou verläuft sich die Spur. In diesem Dorf im Südosten Guineas infizierte sich vor einem Jahr ein zweijähriger Junge mit dem Ebola-Virus. Tiere scheinen die Infektionsquelle zu sein, doch welche waren es? Auf der Suche nach einer Antwort durchstreifte ein Forscherteam unter Leitung des Robert-Koch-Instituts vier Wochen lang die Gegend um das Dorf. Die Wissenschaftler stießen auf eine landwirtschaftlich geprägte Region, in der größere Wildtiere so rar sind, dass sie von der Liste der Verdächtigen gestrichen werden konnten. Zurück blieben Flughunde und Fledermäuse, die von den Bewohnern häufig verzehrt werden. Doch wieso erkrankte unter all den Menschen mit Fledertieren auf dem Speiseplan nur ein einziges Kind? Eine Übertragung durch das Essen erschien den Forschern so unwahrscheinlich, dass sie weitersuchten. Sie stießen schließlich auf einen hohlen Baum, der zur Zeit der ersten Infektion eine Fledermaus-Kolonie beherbergt hatte und ein beliebter Spielort war. Beschreibungen und DNA-Spuren deuten auf die Spezies Angola-Bulldoggfledermaus hin, die bereits früher als Träger des Ebola-Virus identifiziert worden war. Das plausibelste Szenario lautet daher: Die aktuelle Epidemie mit fast 8000 Toten, geht auf ein Kind zurück, das mit Fledermäusen spielte ( EMBO, online).

© SZ vom 02.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: