Entsalzungsanlage:Mehr Wasser aus dem Meer

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Das Hinterland Spaniens, zwischen Murcia und Almeria, gehört zu den trockensten Gebieten Spaniens, und dennoch ziehen Landwirte unter kilometerlangen Plastikplanen massenhaft Tomaten, Salate und Melonen heran. Ihr extremer Durst soll mit entsalztem Meerwasser gestillt werden.

Friedrich Kassebeer

An der spanischen Mittelmeerküste zwischen Murcia und Almeria ist Ende Juli eine Meerwasser-Entsalzungsanlage in Betrieb genommen worden. Die Anlage am Ufer von Carboneras ist eine der größten in Europa, was die lokalen Politiker mit deutlicher Genugtuung gerne erzählen.

Auch für die sozialistische Regierung in Madrid sind die leuchtend in Blau und Grün angestrichenen Hallen von größter Bedeutung. Für die Regierung ist die Anlage ein großer Schritt auf dem Weg dahin, eines Tages Süßwasser in riesigen Mengen aus dem unerschöpflichen Meer zu produzieren.

Das Hinterland gehört zu den trockensten Gebieten Spaniens, und dennoch ziehen Landwirte unter kilometerlangen Plastikplanen massenhaft Tomaten, Salate und Melonen heran, mit denen sie vor allem im Winter auf europäischen Märkten konkurrenzlos billig sind.

Ihr extremer Durst nach immer mehr Wasser soll jetzt mit dem entsalzten Meerwasser aus der Anlage in Carboneras gestillt werden. Mehr als die Hälfte der Jahresproduktion, die 42 Millionen Kubikmeter betragen wird, sollen die Bauern bekommen. Das übrige Süßwasser soll in die Gemeinden und in die Tourismuskomplexe der Mittelmeerküste fließen. Wenn es nötig wird, kann die Jahresproduktion sogar verdoppelt werden.

Die enormen Energiekosten der Entsalzungsanlage verteuern das Wasser erheblich. Der spanische Durchschnittspreis, der bisher bei rund ein Euro pro Kubikmeter liegt, dürfte um einiges überschritten werden. Vor allem das Leitungsnetz der Anlage, das längst noch nicht fertig ist, wird weitere Ausgaben nötig machen.

Umweltministerin Cristina Narbona wirbt in den Mittelmeerprovinzen unentwegt für die Entsalzung. Auf sie konzentriert sich die wütende Kritik konservativ geprägter Bauernverbände. Gemeinsam mit der oppositionellen Volkspartei (PP) kämpfen die Landwirte für eine Überleitung des Wassers aus dem Ebro-Delta nach Valencia, Alicante und Murcia im Süden des Landes.

Doch auch namhafte Wasserwirtschaftsexperten plädieren wie Narbona für mehr Entsalzungsanlagen; zudem fordern sie die Sanierung der bestehenden Leitungsnetze, die so reparaturbedürftig sind, dass riesige Mengen von Wasser verloren gehen.

Sparen macht sich bezahlt

So versickern in der autonomen Region Valencia, die von der PP regiert wird, nach einer Erhebung des Instituts für Statistik fast dreißig Prozent des Trinkwassers durch undichte oder gebrochene Rohre - im spanischen Durchschnitt sind es immerhin 18,7 Prozent.

Die in der Hauptstadt Madrid gestartete Kampagne zum äußerst sparsamen Umgang mit Wasser - zumal in der gegenwärtig herrschenden Dürre - müsste eigentlich auch viele Badeorte bei Valencia, Alicante und Murcia anspornen, ihre Leitungsnetze zu überprüfen und zu sanieren.

Denn immerhin hat die Regierung von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero der Region Valencia, deren PP-Regenten die Entscheidung Madrids gegen die Ebro-Überleitung besonders heftig kritisieren, für die nächsten vier Jahre wasserwirtschaftliche Investitionen in Höhe von gut 2,5 Milliarden Euro zugesagt.

Davon könnten etliche Entsalzungsanlagen gebaut und die lokalen Leitungsnetze zusätzlich saniert werden. 500 Millionen Euro davon sind allein für die Modernisierung von Bewässerungssystemen in der Landwirtschaft vorgesehen.

© SZ vom 11.8.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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