Entdeckung im Sonnensystem:"Im Wesentlichen ein Komet"

Astronomen haben einen kometenähnlichen Himmelskörper entdeckt. Dem Eis- und Gesteinsbrocken fehlt allerdings der typische Schweif. Derzeit befindet er sich auf der Höhe des Planeten Neptun.

Bei der Suche nach fernen Sternexplosionen sind Astronomen zufällig auf einen verhinderten Kometen in unserem eigenen Sonnensystem gestoßen. Der 30 bis 60 Kilometer große Eis- und Gesteinsbrocken kreist auf einer ungewöhnlich langgestreckten, stark eiförmigen Bahn um die Sonne.

Der strahlend blaue Neptun ist der äußerste Planet unseres Sonnensystems. Der nun entdeckte "schweiflose Komet" fliegt derzeit an ihm vorbei. (Foto: Foto: dpa)

"Er ist im Wesentlichen ein Komet, kommt aber der Sonne nie nahe genug, um einen langen, hellen Schweif aus verdampftem Gas und Staub zu entwickeln", erläuterte der Astronom Andrew Becker von der Universität von Washington anlässlich einer Fachtagung in Chicago.

Derzeit befindet sich der verhinderte Komet etwa auf Höhe des äußersten Planeten Neptun und fliegt in die dunklen Außenbezirke unseres Sonnensystems. Nach Berechnung der Astronomen wird er sich bis auf etwa 240 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernen - das ist etwa 1600 Mal so weit wie die Distanz der Erde zur Sonne. Erst in 22.000 Jahren wird er wieder sichtbar sein.

Die Beobachtung sei ein Hinweis auf die Existenz einer bislang nur hypothetischen, fernen Trümmerhalde, die bei der Entstehung unseres Sonnensystems übriggeblieben sei, der sogenannten Inneren Oortschen Wolke. Die Astronomen waren mit der 125-Megapixel-Digitalkamera des "Sloan Digital Sky Surveys" (SDSS) eigentlich auf der Suche nach explodierenden Sternen in fernen Galaxien, als sie auf das ungewöhnliche Objekt vor unserer kosmischen Haustür stießen.

Abgesehen vom - deutlich größeren - Zwergplaneten Sedna sei das Objekt mit der wissenschaftlichen Bezeichnung 2006 SQ372 das einzige bekannte mit einer derartigen Bahn. "Es muss viel mehr solche Objekte geben, die darauf warten, entdeckt zu werden", sagte Becker.

© dpa/gal/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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