Endlagerstätten:Salz statt Ton für Atommüll

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Wissenschaftler haben für das Wirtschaftsministerium eine Studie erstellt, die auf Vorteile für die Lagerung von Atommüll in Steinsalz deutet. Das Umweltressort hält nichts von der Untersuchung.

pkr

Das von Michael Glos (CSU) geführte Bundeswirtschaftsministerium fordert, das Moratorium zur Untersuchung des Salzstocks Gorleben in Niedersachsen als Endlager für Atommüll aufzuheben.

"Untersuchungswürdige Wirtsgesteinsformationen" (Foto: Grafik: BGR)

Wissenschaftliche Daten ergäben eindeutige Vorteile für die Lagerung von Atommüll in Steinsalz, sagte der Referatsleiter für Kernenergiewirtschaft und Endlagerforschung im Wirtschaftsministerium, Horst Schneider, am Mittwoch in Berlin. Schneider berief sich auf eine Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die unter anderem Ton auf seine Fähigkeit hin untersucht hatte, Atommüll sicher einzuschließen.

Die Erkundung von Gorleben, die seit sieben Jahren unterbrochen ist, müsse fortgeführt werden. Dies fordert auch die Union. Zuständig für die Endlagerung ist das Bundesumweltministerium - das zunächst andere Standorte auf ihre Tauglichkeit hin überprüfen will.

Das Umweltressort kritisierte die Studie des Wirtschaftsministers. Sie leiste "keinen Beitrag zur Lösung des Endlagerproblems". Die BGR untersteht dem Wirtschaftsministerium.

Probebohrungen abgelehnt

Schneider betonte dagegen, zusammen mit einer Untersuchung aus dem Jahr 2003 über endlagertaugliche Formationen aus Kristallingestein - wie Granit - und Steinsalz, liege in der BGR-Studie ein umfassendes wissenschaftliches Bild über geologische Formationen vor, die für Endlager geeignet seien. Damit sei weiteren Forderungen, alternative Gesteinsformationen als Lagerstätten zu erkunden, jede Grundlage entzogen.

Etwaige Probebohrungen oder Erkundungen der als grundsätzlich geeignet ausgewiesenen Tongesteinsformationen lehne das Ministerium ab. Schneider wies darauf hin, dass sich der Großteil dieser Gebiete wie Gorleben in Niedersachsen befinde und dies nicht den "politischen Wünschen nach einer bundesweiten Lastenteilung" folge.

Die Details eines Endlagerkonzeptes müssten zwischen den Fraktionen in der Großen Koalition ausgehandelt werden. Eine Entscheidung soll noch in diesem Sommer fallen. Die Koalitionäre haben eine Diskussion über die heikle Frage mehrmals verschoben.

In der Studie der BGR werden Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und in geringem Umfang in drei weiteren Bundesländern als untersuchungswürdig erachtet. Konkrete Standorte seien aber nur durch ein aufwendiges Untersuchungsprogramm zu erkunden.

© SZ vom 19.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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