Dinosaurier:Waren Dinosaurier warmblütig?

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Das Bild der Urechsen hat sich verändert. Noch ist nicht geklärt, ob sie gleich- oder wechselwarm waren.

Markus C. Schulte v. Drach

Heute lebende Reptilien sind wechselwarme, so genannte kaltblütige Tiere.

Paralititan stromeri, ein 20 Meter langer Riese unter den Sauriern der Kreidezeit. Er lebte im Gezeitenbereich. (Foto: N/A)

Je nach der Umgebungstemperatur erwärmt sich ihr Körper oder kühlt sich ab, was sich auf die Geschwindigkeit ihres Stoffwechsels und ihre Bewegungsfähigkeit auswirkt. Bei niedrigen Außentemperaturen etwa sind die Körperfunktionen herabgesetzt. Die Tiere bewegen sich auch langsamer.

Das selbe wurde lange Zeit auch für die Echsen des Erdmittelalters (Mesozoikums) angenommen.

Langsam, träge, wechselwarm

Dabei hatte doch schon der britische Paläontologe Richard Owen, der 1841 den Dinosauriern ihren Namen gab, vermutet, die Tiere könnten wie die Säugetiere warmblütig gewesen sein.

Bis in die sechziger Jahre hinein galten Dinosaurier unter seinen Kollegen jedoch eher als langsam, träge und wechselwarm.

Eine Kralle verändert das Weltbild

Eine einzelne Klaue sollte dieses Bild jedoch erschüttern. Die Kralle gehörte zum Skelett eines Deinonychus, einem etwa drei Meter langen, zweibeinigen Raubsaurier der Unteren Kreidezeit.

John Ostrom, Paläontologe an der Yale-Universität in den USA, stellte fest, dass die einem Messer ähnelnde Klaue zum Fuß des Tieres gehörte. Ostrom schloss aus diesem Fund, dass Deinonychus seine Beute mit den Vorder- und Hinterbeinen zugleich ansprang. Nun sind zwar auch Krokodile und Schlangen schnell, wenn sie ihre Beute angreifen. Aber kein bekanntes Reptil springt so, wie der Räuber aus dem Mesozoikum.

Ostrom und sein Schüler Robert Bakker vertraten ab diesem Zeitpunkt die Idee, die Dinosaurier seien erheblich beweglicher und schneller gewesen, als bislang angenommen. Tatsächlich hat sich das Bild der flinken Dinos inzwischen durchgesetzt. Konnten die Tiere jedoch tatsächlich wie warmblütige Tiere ihre Körpertemperatur konstant halten?

Belege für die Warmblütigkeit

Eine Reihe von Hinweisen sprechen für Warmblütigkeit, andere dagegen. So besitzen Säugetiere und Vögel hinter den Nasenlöchern dünne, gekräuselte Strukturen, die allen kaltblütigen Tieren fehlt. Der US-Amerikaner John Ruben von der Oregon State University stellte nun fest, dass Dinosaurierschädel jenen Knochengrat nicht besitzen, an dem diese Struktur sich normalerweise befinden. Säugetiere des Erdmittelalters dagegen zeigen diesen Schädelbau bereits.

Die Zahl der Herzkammern

Im Jahre 2000 machten jedoch Wissenschaftler der North Carolina State University eine Aufsehen erregende Entdeckung. Sie hatten mit Hilfe der Computer-Tomografie Aufnahmen eines Tescelosauriers gemacht, eines Pflanzenfressers der Oberen Kreide. Dabei fanden sie Hinweise auf ein Herz mit vier Kammern und einer Aorta. Moderne Reptilien besitzen dagegen meist ein Herz mit nur drei Kammern, Krokodile weisen zwar vier Kammern auf, jedoch mit zwei Herz-Arterien.

Eine endgültige Klärung der Frage steht noch immer aus. Inzwischen wird diskutiert, dass die Dinosaurier, flink wie sie waren, und als nahe Verwandte der warmblütigen Vögel, möglicherweise eine gleichmäßige, wenn auch vergleichsweise niedrige Körpertemperatur aufrecht erhalten konnten. Oder aber einige Arten waren warm - und andere kaltblütig.

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