Deutschland:Kaum Genware im Supermarkt

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Greenpeace-Tester spüren nur vier manipulierte Produkte auf. Fremde Gene können freilich auch unerkannt in die Nahrungskette eindringen.

Von Christina Berndt

Große Auswahl hat der gentechnik-freundliche Verbraucher derzeit nicht. Hundert Tage nach Inkrafttreten der Kennzeichnungsverordnung für gentechnisch veränderte Lebensmittel zum 18. April werden in deutschen Supermärkten kaum Produkte mit genmanipulierten Zutaten angeboten.

Eine Greenpeace-Aktion von 1999: Ein Aktivist schneidet auf einem Feld in Südhessen die Blüten von gentechnisch veränderten Maispflanzen ab. (Foto: Foto: dpa)

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat in 40 Städten Testpersonen in Supermarktfilialen aller großen Handelsketten geschickt und nur vier Produkte mit Gentech-Zutaten aufgespürt.

Bei den vieren handelt es sich um eine Suppe und ein Getränkepulver der Firma Herbalife, um ein asiatisches Tofu-Produkt und um den Schokoriegel Butterfinger.

Den hatte die Firma Nestlé schon einmal 1998 in Deutschland vergeblich zu verkaufen versucht. "Der deutsche Markt ist praktisch gentechnikfrei", sagt Corinna Hölzel von der Greenpeace-Verbraucherorganisation EinkaufsNetz.

Das sei "ein großer Erfolg für die deutschen Verbraucher, die Gen-Food überwiegend ablehnen."

Den mageren Fund der Greenpeacer bestätigt Sascha Jost vom Einzelhandelsverband Baden-Württemberg: "Es ist tatsächlich fast nichts auf dem Markt", sagt er. "Die Quote geht gegen Null." Die Verbraucher seien bei diesem Thema "sehr sensibel", deshalb lasse "sich mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln momentan einfach kein Geschäft machen."

Das Ergebnis spreche für eine realistische Einschätzung des Verbraucherverhaltens und der Verbraucherakzeptanz durch die Lebensmittelindustrie, lobt Tanja Thiele, Sprecherin im Bundesministerium für Verbraucherschutz.

Erfreulicherweise werde nicht "mit Gewalt versucht, den Verbraucher zum Kauf der Lebensmittel zu zwingen".

Greenpeace betont allerdings, dass sich fremde Gene durchaus unerkannt in die Nahrungskette schleichen. Die EU-Kennzeichnungsverordnung verlangt die Kennzeichnung von tierischen Produkten wie Fleisch, Eier und Milch auch dann nicht, wenn die Tiere mit genmanipuliertem Futter gefüttert wurden.

"Der in Unwissenheit gehaltene Verbraucher finanziert so den weltweiten Anbau von Gen-Pflanzen mit", moniert Hölzel. EinkaufsNetz starte jetzt eine Unterschriftenaktion für die Kennzeichnung auch von tierischen Produkten.

Die Unterschriften sollen den Politikern in Brüssel übergeben werden.

© SZ vom 27.7.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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