Der Sommer in Deutschland:Hier kommt die Sonne

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Hitze und viel Regen im Süden, trübe Aussichten im Norden: die SZ hat Wetterdaten der letzten drei Jahrzehnte ausgewertet und zeigt, in welchen Städten die warme Jahreszeit am schönsten ist.

Von Christoph Behrens und Martina Schories (Daten)

Verregnetes, kühles Hamburg, ewig sonniges München, und im Osten ist es eh viel zu grau - über kaum ein Thema können Bewohner unterschiedlicher Ecken Deutschlands so leidenschaftlich streiten wie über das Wetter. Im Sommer ist der Blick auf den Wohnort der Freunde auch oft von Neid und Frust geprägt. Die SZ hat Daten des Deutschen Wetterdienstes DWD von 1986 bis 2016 ausgewertet: Wo scheint in den Monaten Juni, Juli, August am häufigsten die Sonne, welche Stadt bekommt am wenigsten Regen ab, kurz: Wo ist der Sommer am schönsten?

Maßstab für die Sommerlichkeit eines Ortes ist in unserer Datenanalyse die Anzahl der "Sommersonnentage": An solchen Tagen klettern die Temperaturen auf mehr als 25 Grad, und der Himmel bleibt mindestens zur Hälfte frei von Wolken. Die Karte rechts zeigt die Gesamtzahl dieser Sommertage für 14 Städte sowie die Zahl der Tage, an denen es in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr als 2,2 Liter pro Quadratmeter geregnet hat.

Für manche Regionen sind die vielen heißen Tage bereits ein ernstes Problem

Sommersonnentage: Bedeckungsgrad unter 50% mit Maximaltemperatur von mehr als 25°C; Regentage: mindestens 2,2 Liter Niederschlag pro Quadratmeter; Quelle: DWD Climate Data Center (CDC) (Foto: kuz)

Erste Erkenntnis: Mit Freiburg, München und Konstanz liegen die Städte mit den meisten sonnigen Sommertagen alle im Süden. Freiburg und die bayrische Landeshauptstadt liegen mit 832 solchen Tagen exakt gleichauf. Schlusslicht Rostock zählt lediglich 248 sonnige Sommertage seit 1986, im Schnitt gerade einmal acht pro Jahr. Auch in Hamburg und Bremen scheint eher selten die Sonne - ein klares sommerliches Süd-Nord-Gefälle. "Der Süden Deutschlands liegt deutlich kontinentaler, es ist weniger Feuchte in der Atmosphäre, die Luft ist trockener", sagt Gudrun Mühlbacher, Diplom-Meteorologin vom DWD. Im Norden bringe die Nähe zum Meer dagegen nassere Luft.

Allerdings bekommt der Süden nicht nur am meisten Sonne ab, es regnet auch mehr: München, Konstanz und Freiburg liegen sowohl bei der Zahl der Regentage wie auch der Gesamt-Regenmenge über 31 Jahre vorne. Das liegt vor allem an der Nähe zu den Bergen. Im Voralpenland staut sich die Hitze und entlädt sich häufiger als an der Küste in einem kräftigen Gewitter. Ziemlich wenig regnet es in Frankfurt und Berlin, aber auch in Hannover.

Der Süden hat also mehr vom Sommer, dafür ist die Jahreszeit extremer. Die Oberrheinische Tiefebene, die natürliche Senke, der Freiburg seine hohen Temperaturen verdankt, gilt sogar als "wärmebelastet", sagt Mühlbacher. "Die Region heizt sich gut auf und kühlt sich schlecht ab." Für viele Einwohner könne das zum Problem werden - gerade der Kreislauf von Älteren oder Kleinkindern werde durch viele schwülheiße Tage auf die Probe gestellt. Städte wie Baden-Baden sind über die vielen heißen Sommertage daher nicht sehr froh, als Kurorte dürfen sie sogar nur eine bestimmte Anzahl "Wärmebelastungstage" pro Jahr aufweisen. "Das sind diese stickigen Tage, wo einem der Arm am Schreibtisch wegschwitzt und man sehr matt ist", sagt die Meteorologin des DWD.

Es lässt sich also rein objektiv kaum sagen, in welcher Region der Sommer am besten ist, vielmehr hat jeder Landstrich klimatisch gesehen Vor- und Nachteile. Einen ganz guten Kompromiss scheint es in Berlin, Brandenburg und Sachsen zu geben: Hier scheint die Sonne relativ viel, es ist überdurchschnittlich warm und regnet eher wenig. "Ein typischer Übergangsbereich zwischen maritim und kontinental", sagt Mühlbacher.

Sicher ist, dass sich der Sommer wandelt - die Temperaturen und mit ihnen die Zahl der warmen Tage haben in den vergangenen Jahren im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990 bereits zugelegt. Das Umweltbundesamt rechnet in einer Analyse damit, dass selbst bei einer schwach ausfallenden globalen Erwärmung die Temperatur in den Sommermonaten bis Ende des Jahrhunderts durchschnittlich um zwei Grad steigt. Verläuft der Klimawandel heftiger, könnte der deutsche Sommer schon bis Mitte des Jahrhunderts um zwei Grad wärmer werden - Ende des Jahrhunderts wäre es dann im Süden im Sommer bis zu fünf Grad heißer. Als besonders anfällig für den Wandel gilt das Saarland. Aufgrund der starken Kontinentalität ist es das Bundesland mit dem voraussichtlich höchsten Temperaturanstieg. Zudem dürfte es im Sommer vor allem im Süden und Westen insgesamt weniger Regen und mehr Dürreperioden geben.

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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