Der Nachteil des Guten:Umwelt-Risiko Bio-Treibstoff?

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Das größte Problem aber sehen die Umweltschützer im zunehmenden Anbau von Mais. Zwar lassen sich grundsätzlich alle Feldfrüchte zu Biogas vergären, doch Mais liefert pro Fläche den höchsten Ertrag an Biomasse und folglich auch an Biogas. Intensiver Maisanbau belastet die Natur in vielerlei Hinsicht.

Kritik Klimawandel gelb Kraftwerk Biomasse

Ökologische Kritierien beim Anbau von Biomasse werden wichtiger

(Foto: Foto: AP)

Den anfälligen Jungpflanzen werden mit Herbiziden alle Wildkräuter vom Leib gehalten. Weil auch beim ausgewachsenen Mais der Boden zwischen den weit auseinander liegenden Pflanzreihen bloß liegt, trocknet er leichter aus und neigt zu Erosion. Zudem lässt sein Wasserspeichervermögen nach, weil die Maiswurzeln ihn nur oberflächlich auflockern.

Ökologische Mindeststandards für Biokraftwerke sollen verschäfft werden

Umweltverbände fordern daher für die 2008 anstehende Novellierung des EEG ökologische Mindeststandards: Die Betreiber von Biokraftwerken sollen auch Flächen für Feldgehölze oder extensiv genutztes Grünland bereitstellen. Auf Insektizide und Fungizide sollten sie ganz, auf Herbizide weitgehend verzichten. Und: Der Anteil von Silomais in den Biogasanlagen muss auf maximal 50 Prozent beschränkt werden.

Dabei hilft womöglich ein vom Landwirtschaftsministerium gefördertes Projekt namens EVA. Darin werden seit Frühjahr 2005 verschiedene Fruchtfolgen von Energiepflanzen in sechs Anbauregionen Deutschlands verglichen, um die regional am besten geeignete zu finden.

Getestet werden neben bewährten Feldfrüchten auch kaum mehr kultivierte Pflanzen wie Topinambur, weißblühender Steinklee und Ölrettich und in Deutschland wenig bekannte Arten wie Sudangras und Zuckerhirse - teils in Mischkulturen aus bis zu drei Arten.

"Wir bewerten neben dem Methan-Ertrag pro Flächeneinheit auch ökologische Kriterien, zum Beispiel den Grad der Bodenbedeckung, das Brutverhalten von Vögeln oder die Artenvielfalt der Bodenlebewesen", erklärt Arlett Nehring, Agrarwissenschaftlerin an der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft.

Neue Fruchtfolgen als Alternative zum Mais

Eine Zwischenbilanz lässt bereits erkennen, dass - auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten - "einige Fruchtfolgen aus verschiedenen Getreidesorten in vielen Fällen eine echte Anbaualternative zum Mais sind", sagt Nehring. An zwei Standorten wurden die Trockenmasseerträge von Mais sogar übertroffen: von Sudangras. "Das braucht weniger Wasser als Mais und wird dichter, so dass der Boden besser vor Erosion geschützt ist."

Von einer größeren Vielfalt an Energiepflanzen könnte nicht nur die Natur profitieren, sondern auch die Biogaserzeuger. Davon ist Josef Pellmeyer, Präsident des Fachverbands Biogas und selbst Landwirt, überzeugt: "Wenn man einen Bullen nur mit Mais füttert, wächst er weniger als mit Mischfutter. Genauso bringt die richtige Pflanzenmischung auch einen höheren Ertrag an Biogas. Denn die Vergärung in der Anlage machen ja die gleichen Bakterien wie im Rindermagen."

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