Columbus bleibt am Boden:Start der "Atlantis" erneut verschoben

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Die Europäer müssen Geduld zeigen: Ihr Weltraumlabor "Columbus" bleibt vorerst am Boden - die Treibstofftanks der Raumfähre Atlantis sollen nochmals überprüft werden.

Nach zweimaliger Verschiebung ist der Start der US-Raumfähre Atlantis nun für frühestens Sonntag vorgesehen.

Startet erst 24 Stunden später: Raumfähre Atlantis mit dem Columbus-Modul an Bord. (Foto: Foto: AP)

Die US-Raumfahrtbehörde Nasa entschied am Freitagabend (Ortszeit), die Sensoren im Treibstofftank doch noch eingehender zu prüfen.

Erst wenn diese einwandfrei funktionierten, dürfe die Raumfähre mit dem europäischen Forschungsmodul "Columbus" und dem deutschen Astronauten Hans Schlegel an Bord zur internationalen Weltraumstation ISS aufbrechen, sagte der Leiter des Shuttle-Programms Wayne Hale.Ursprünglich sollte die Raumfähre am Donnerstag abheben.

Nur sechs Stunden vor dem geplanten Termin am Donnerstag hatte die US-Raumfahrtbehörde Nasa den Start der Raumfähre Atlantis abgesagt. "Der Flug wird sich um mindestens 24 Stunden verzögern", sagte ein Sprecher.

Zwei Tanknadeln an dem riesigen Außentank des Space Shuttle hatten den Nasa-Technikern Sorgen gemacht: Sie zeigten einen leeren Tank an, obwohl dieser fast vollständig gefüllt war. Ein ähnliches Problem war bereits im Juli 2005 am Space Shuttle Discovery aufgetreten und hatte damals zu einer einwöchigen Startverzögerung geführt.

Vor der Absage hatten die Fachleute versucht, zumindest eine der defekten Tanknadeln zu reparieren. Wenn drei der vier Nadeln funktioniert hätten, wäre der Start binnen eines zehnminütigen Zeitfensters nach 22.31 Uhr (MEZ) genehmigt worden. Die Bemühungen hatten aber nicht zum gewünschten Erfolg geführt. "Nun geht es erstmal um die Fehlersuche, dann wird eine Entscheidung getroffen", sagte der Sprecher in Cape Canaveral.

Die Atlantis soll vom Kennedy Space Center in Florida aus das europäische Forschungslabor "Columbus" zur Internationalen Raumstation ISS zu bringen. Bei der Mission wird zwei Astronauten der Europäischen Raumfahrtagentur Esa eine Schlüsselrolle zukommen:

Der Deutsche Hans Schlegel und der Franzose Léopold Eyharts sollen "Columbus" mit ihren fünf Nasa-Kollegen an die ISS montieren und in Betrieb nehmen. Damit schreiben sie ein Kapitel europäischer Raumfahrtgeschichte, denn "Columbus" ist Europas erstes Raumlabor für Langzeitforschung unter Weltraumbedingungen.

"Columbus" weist eine Länge von 6,9 Metern und einen Durchmesser von 4,5 Metern auf. In dem Labor können bis zu drei Astronauten auf 25 Kubikmetern an wissenschaftlichen Versuchen arbeiten. An der Außenwand sollen zudem Versuchsgeräte angebracht werden, die Experimente im freien Weltraum ermöglichen.

Nach seiner Angekoppelung an die ISS soll das Weltraumlabor Hauptarbeitsplatz für die Esa-Astronauten sein. Forschungsgebiete werden die Material- und Lebenswissenschaften, die Flüssigkeitsforschung und die Entwicklung neuer Technologien sein.

Das Forschungslabor wurde unter deutscher Federführung gebaut. Der Präsidialgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), Dietmar Schrick, nannte den geplanten Start von "Columbus" ins All einen "wichtigen Meilenstein für die deutsche und europäische Raumfahrt". Es bündele "die wissenschaftlichen Erkenntnisse aller europäischen Programmpartner und bietet somit die beste Grundlage für eine erweiterte Forschung in der Schwerelosigkeit", erklärte Schrick.

© AFP/Reuters/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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